Eine Gondel taucht unter der Ponte della Paglia durch und steuert in Richtung Seufzer-Brücke
Venezia / Venice / Venedig, Italia
20. Dezember 2017 - 23. Dezember 2017
Unser Zimmer im Hotel Rialto. Gut geheizt und venezianisch eingerichtet, was will man mehr?
Commissario Brunetti sperrte die schwere Wohnungstüre zu, legte seinen Hut und Mantel ab und begab sich in die Küche, um vielleicht noch etwas Essbares zu finden. Er fand seine Frau auf dem Diwan, ein Glas Rotwein vor sich und vertieft in einen italienischen Klassiker. "Ah, da bist Du ja. Es hat noch Tagliatelle zum Aufwärmen in der Küche." "Lass gut sein, ich brauche dringend einen Drink." Brunetti hob ein Glas Weisswein und prostete Paola zu. "Es ist spät geworden, ein neuer Fall?" "Nein, eigentlich nicht." "Du siehst deprimiert aus. Was ist denn los?" "Hast Du schon einmal Bücher von Donna Leon gelesen?" "Aber lieber Guido, Du weisst doch wie ich gemeine Trivialliteratur verabscheue! Aber ich habe von ihr gehört. Ihre berühmtesten Bücher spielen hier in Venedig. Was ist denn mit ihr?" "Ich bin heute mit einem Fotografen zusammengestossen, auf der Ponte dell'Accademia. Er muss mich erkannt haben und meinte, ob ich von der Brücke wieder einmal die Aussicht bis zum Lido und weiter auf die Adria geniessen möchte. "Guido, von dieser Brücke sieht man in Richtung Lido nur an Häusermauern und wenn man durch diese sehen könnte, dann würde man auf die Insel Giudecca blicken!" "Genau das hätten wir aber in Donna Leons 24. Fall getan! Ich hätte die Angelegenheit fast vergessen, aber als ich später bei meinem Coiffeur Domenico mir die Haare schneiden liess, kamen wir auf Donna Leon zu sprechen und ich erzählte ihm von den Beobachtungen des Fotografen. "Meine Tochter hat zwei von diesen Büchern gelesen. Nichts stimme von dem, wie diese Frau Venedig beschreibe!" "Guido, was kümmert Dich das? Warum bist Du so aufgeregt?" "Paola, begreifst Du denn nicht? Wenn nichts in diesen Büchern stimmt, dann sind auch wir, Du Paola und ich, nur belletristische Phantasiefiguren! Uns gibt es gar nicht!"
Wer mit dem Auto nach Venedig fährt, kann auch zu später Stunde den Weg nicht verfehlen. Der Weg ins Parkhaus Tronchetto ist bestens ausgeschildert. Zu Fuss geht es ein paar Meter zu den Anlegestellen der Vaporettos, den Wasserbussen dieser Stadt und schon befindet man sich im Canal Grande. Wir stiegen an der Haltestelle Rialto aus und bugsierten unsere Koffer ein paar Meter ins Hotel Rialto. Wir erlebten während den drei Tagen ausnahmslos nette und zuvorkommende Venezianer, wer aber die Unterwürfigkeit von asiatischen Bediensteten liebt, wird sich in Venedig nicht wohl fühlen. Und wenn ich sie mit meinem etwas eingerosteten Italienisch ansprach, antworteten sie mir häufig augenzwinkernd auf Englisch. Also bitte, lasst doch das Augenzwinkern!
Wer gut essen möchte, sollte sich etwas besser als wir über die hiesige Gastroszene informieren. Hungrig liessen wir uns in einem der Touristen-Restaurants bei der Rialto-Brücke nieder. Der Service war miserabel, das medium Steak blutig und beim zweiten Versuch very well done! Beim dritten Bissen flog das Filet in den Canal Grande. Sofort stürzten sich Piranha-ähnliche Fische auf das Stück, nur um Sekunden später Fleischbrocken speiend die Flucht zu ergreifen. Am nächsten Tag sah ich an dieser Stelle Chemiker in weissen Schutzanzügen Wasserproben nehmen. Vielleicht habe ich jetzt ein bisschen übertrieben. Jedenfalls ersetzte ich die fehlenden Kalorien mit ein paar Bierchen. Zu 8 Euro das Stück! Venedig ist wunderschön, aber definitiv kein Ort für Sparfüchse.
An knapp drei Tagen liefen Sabina und ich über dreissig Kilometer durch die Gassen von Venedig und unsere Fotoapparate mehr als heiss! Nach diesen 3 Tagen sind wir dem Zauber Venedigs verfallen!
Vielleicht gefällt es mir in Nordamerika so gut, weil die Geschichte der Orte und Strassen in ein paar Sätzen abgehandelt ist. Das Land wurde den Indianern gestohlen, entweder von den Franzosen, Engländern oder Spaniern und etwas später machten sie sich dieses untereinander streitig. Punkt.
Die Geschichte Venedigs beginnt in der Spätantike und mit der Besiedlung der Lagune durch oberitalienische Flüchtlinge in der Zeit der Völkerwanderung. Venedig stieg zu einer wehrhaften und reichen Handelsmacht auf und wusste immer wieder neue Einkommensquellen zu erschliessen. Aber da gab es so viele Epochen und Geschehnisse, in ein paar Sätzen kann man nicht einmal die wesentlichen Vorkommnisse beschreiben!
Heute lebt Venedig vor allem vom Tourismus. Wer meint, die Überschwemmungen der Stadt seien der heutigen Zeit geschuldet, irrt. Der Wasserspiegel steigt seit Jahrhunderten stetig an. Probleme bereiten der Stadt auch die für die Schifffahrt immer tiefer ausgehobenen Wasserstrassen, die die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers massiv erhöht.
Heute lebt Venedig vor allem vom Tourismus. Wer meint, die Überschwemmungen der Stadt seien der heutigen Zeit geschuldet, irrt. Der Wasserspiegel steigt seit Jahrhunderten stetig an. Probleme bereiten der Stadt auch die für die Schifffahrt immer tiefer ausgehobenen Wasserstrassen, die die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers massiv erhöht.
Trotzdem sollte sich Venedig als Freilichtmuseum mit darin lebenden Einheimischen noch lange halten können. Gewisse Einschränkungen beim Tourismus, vor allem mit Kreuzfahrtschiffen, sind aber unbedingt nötig.
Wir haben selten eine schönere Stadt gesehen, zwei volle Tage reichen für ein gründliches Kennenlernen aber bei weitem nicht aus!
Zimmerbezug und erster Abend in Venedig
20. Dezember 2017
20. Dezember 2017
A room with a view! Die Zimmer mit Blick auf den Canal Grande sind begehrt und kosten dementsprechend auch mehr, sind aber einem höheren Lärmpegel ausgesetzt, da alle Waren für die Einwohner und Besucher per Schiff gebracht werden und dementsprechend geht es an den Anlegestellen lebhaft zu und her!
Im Vordergrund die Anlegestellen für die Boote und gegenüber die Riva del Vin, an der verschiedene Restaurants liegen (das Linke mit fliegenden Steaks...).
Die Weihnachtsbeleuchtung von Venedig hielt sich in Grenzen. Hier ein erster Blick auf einen der "Kanäle", bzw. "Rios" zwischen Rialto und dem Markusplatz.
Der Markusplatz ist an diesem Abend menschenleer, was für ein Glück!
Blick von der Brücke Richtung Norden. Grossteile der Stadt bzw. Häuser sind auf Holzpfählen gebaut, allerdings nicht alle und nicht zu allen Teilen.
Die Restaurants sind auch im Winter mit Blumen geschmückt, heute würde ich die an bekannten Orten gelegenen zum Essen meiden.
müde und mit einer aufgeschnorrten Rose im Glas fielen wir in einen tiefen Schlaf
Vor der Morgendämmerung auf dem Markusplatz
21. Dezember 2017
Der Dogenpalast in der Morgendämmerung.
im Hintergrund der Campanile der Chiesa di San Giorgio Maggiore
Die Seufzerbrücke. Verbrecher wurden links im Dogenpalast verurteilt und über diese Brücke ins Gefängnis überführt, mit einem letzten Seufzer!
Die Basilica di Santa Maria della Salute (rechts) und links im Hintergrund die Chiesa del Santissimo Redentore auf der Insel Giudecca.
Die wunderschönen Boote im Vordergrund nennt man Taxis, die allerdings relativ teuer sind (Flughafen - Venedig 110 Euro, Dezember 2017).
der Campanile (99 m hoch) diente als Leuchtturm und Gefängnis und ist heute ein Wahrzeichen und das höchste Gebäude der Stadt
wenige Leute eilen am Donnerstag, 21.12.24 zu ihrer Arbeit... der Sonnenaufgang ist um 0747h und ein Wochentag
Die Stühle des Caffè Chioggia und die beiden Säulen, links mit dem Löwen von Markus, dem Stadtheiligen und rechts vom Heiligen Theodor, der vor Markus der Stadtheilige von Venedig war. Er ist mit einem Krokodil abgebildet und galt als bester Fänger für abtrünnige Sklaven von Christen und ist der Bruder vom heiligen Georg, dem Drachentöter.
sie konnte die Finger vom Handy nicht lassen und er nicht von seiner Kamera😐
nimm nie am Morgen auf dem Markusplatz ein paar Körner in die Hand. Die Vögel von Hitchcock lassen grüssen...
Erster Tag: Rundgang durch Venedig
21. Dezember 2017
das Hotel Rialto ist ein perfekter Ausgangspunkt um Venedig zu erkunden, das gilt allerdings eigentlich für alle Hotels der Altstadt
Der Verkehr auf dem Canal Grande steht nie still! Die Gondeln werden gerudert und nicht gestossen, obwohl die Riemen sehr lang sind, würden sie nie den Boden erreichen, der Canal Grande ist ca. 5 m tief.
Aber wie bei Autos, es gibt Besitzer, der ihre Gondel extrem gut pflegen und solche, denen es ziemlich egal ist, wie die Gondel daherkommt!
Alle 10-15 Jahre müssen die Gondeln generalüberholt werden, nach 35 Jahren ist aber definitiv Schluss. 500 Stunden Arbeit steckt in einer Gondel, die aus 280 Einzelteilen besteht.
Die Masten für die Fieldgoals vor dem Markusdom! In Tat und Wahrheit 3 Schiffsmasten, die an Festtagen die Europa-, Italien- und Venezia-Fahne tragen.
Szene auf dem mehr oder weniger belebten Markusplatz, Napoleon nannte ihn den schönsten Festsaal Europas. Er ist der einzige Platz in Venedig der Piazza genannt wird. Die anderen Plätze tragen den Namen Campo (Feld), da sie nicht bepflastert waren.
PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS (Friede sei mit dir, Markus, mein Evangelist)
der Dogenpalast: Warum ein Doge eingesetzt wurde, ist eine weitere spannende Geschichte von Venedig, den Platz zwischen dem Dogenpalast und der Bibliothek rechts (nicht im Bild) nennt man Piazzetta
eine Seemöwe zieht ihre Bahnen vor einer Wandmalerei des Markusdoms
der Campanile stürzte 1902 in sich zusammen, wurde aber sehr schnell wieder aufgebaut und ist 2018 per Aufzug für 8 Euro (=1 Bier) zu erklimmen
die Metallverzierung am Bug ist 22 kg schwer und war ursprünglich nur als Gegengewicht zum Gondoliere gedacht
heute stehen die vorderen Zinken für die 6 Stadtteile von Venedig und die nach hinten zeigende für die Insel Giudecca
ich habe die Farben mehrfach überprüft, das frühe Abendlicht verzauberte die Farben der Häuser und Restaurants
Abendstimmung am Canal Grande
etwas einsam, der Weihnachtsmann, aber um Mitternacht auf der Rialto-Brücke...
Zweiter Tag mit Fischmarkt und Maskenmalerei
22. Dezember 2017
Der Schifffahrtskanal von Venedig, der Bogen im Hintergrund ist keine Brücke, sondern eine Erdgasleitung die über einen Kanal führt.
... zeigte er seine ganze Entrüstung (der alte Knabe wollte mir weismachen, er sei Jahrgang 73... ja genau, dann bin ich fast ein Milleniums-Kind...!)
unsere Trophäen nach 8 Stunden in den Gassen von Venedig, 12 Kilometer Fussmarsch allein an diesem Tag
23. Dezember 2017
Traffic Jam in den Rios, keine Seltenheit
Kaufhaus Calle del Fondaco dei Tedeschi
23. Dezember 2017
Abschied aus Venedig
23. Dezember 2017
was sehen die, was ich nicht sehe? Uebrigens: Eine Foto ohne Taube ist in den Gassen und auf den Plätzen von Venedig gar nicht so einfach
14 Kommentare:
Sagenhaft zauberhaft umwerfend
Wunderschöne Bilder..
Danke!
danke den Threes.. und dem Anonymos
Zauberhafte Lichter, unglaubliches Farbenspiel, reichhaltiges Portrait. Chapeau Guggi!
.. und erst noch ohne Kreuzfahrtschiffkulisse.
CB aus Stockholm
Wahrlich eine absolut dankbare Stadt, was die Vielseitigkeit und Ausdruckskarft der Motive anbelangt.
Die Bildserie ist absolut sehenswert - Top.
Es Grüessli (a Beidi) vom Peter
Smart to go Venice in cold season.
gewohnt hervorragende Bilder,
Sieht teilweise etwas frisch aus...
Gruss
Brudär
danke, danke... @Peter, auch wenn es auch diesmal wieder zu viel sind:-) @Bruder... war auch Dezember:-) @Ping... oh yes...
Wau Gugi atemberaubende Bilder und für mich mehr als nur Fotos Erinnerungen und Heimat 🇮🇹🙏 mein Vater hatte eine Schneiderei in Venedig und meine Mami arbeitete damals als Hausangestellte in einem Palazzo, sehe mir gerade die alten Fotos an🙏grazie wunderbar ... Paula
fantastische Bilder! Die Einleitung gefällt mir auch sehr ;)
Wir waren vor ca 10 Jahren einmal eine ganze Woche mit Loran und Lilly in Venedig und logierten auf Lido. Jeden Tag ging es per Fähre auf die Hauptinsel oder eine der umliegenden Insel. Die sind auch sehr schön. Andrea
Very impressive:)
Silvana
sagenhaft sehenswert
RG
Wieder ganz tolle Bilder!! Besten Dank, dass wir an Eurer Venedigreise ebenfalls teilnehmen durften. Die Lichter und Farben und vor allem die Tiefe und Schärfe all Eurer Fotos sind einmalig. Ja so präsentiert sich Venedig im wunderbarem Licht, da kann auch ein 8 Euro-Bier noch gut schmecken.
Helene und Sepp
Reading the commentary and observing the wonderful pictures delayed going to sleep by an inordinately long period, but what a wonderful world of light, color, and life now awaits my dreams. Danke! Thomas
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