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14. September 2010

Sehnsucht in Kansas und Träume in Oklahoma

May I introduce you to Kansas?

Von Denver, Colorado, nach Salina, Kansas und nach Oklahoma City, Oklahoma
7. September 2010 - 12. September 2010

Seit Stunden zogen die gelben, braunen und manchmal auch grünen Felder an uns vorbei. Ueber 400 Meilen von Denver, Colorado nach Salina, Kansas. Vom Zürichsee nach Prevalje, Slowenien, wo die Eltern von Sabina wohnen, ist es etwa gleich weit. Dort fahren wir aber am Walensee entlang, über den Arlberg, durch’s Inntal, nach Kitzbühel über den Trunpass, durch den Felbertauerntunnel, ins Mölltal nach Spittal, ein Stück auf der Tauernautobahn, am Wörthersee vorbei, von Klagenfurt nach Völkermarkt und durch die Wälder über die Grenze nach Slowenien. Von Denver nach Salina ändern sich nur die Schattierungen der Felder, die links und rechts bis an den Horizont reichen. Eine Prärie, die früher von Millionen von Bisons bevölkert wurde. Heute sieht man nur noch ganz wenige.

Einen ganzen Tag geht es nur gerade aus. Von der Mile High City in sanften, fast unmerklichen Stufen nach Salina, auf eine Meereshöhe wie der von Zürich. In diesen Stunden fühlst du dich schwerelos. Die Strasse verliert sich am Horizont, der eigene weitet sich und die Gespräche mit meiner Lebensgefährtin drehten sich um Romantisches und Banales, um das Leben und den Tod, um Vergangenes und um die Zukunft. Das Radio spielt die Musik des Westens und in Kansas geben sie am Ende der Nachrichten keine Aktienkurse durch, nein, du hörst die Weizenpreise des Chicago Board of Trade, 1848 gegründet und eine der weltweit grössten Terminbörsen für Getreide und Schweinebäuche. Ein Stück Amerika wie in einem Roadmovie, aber verstärkt durch die Wirklichkeit.

Der Südwind blies heftig, mit Böen bis zu 50 mph. Mit der gewonnenen Erfahrung steuerte ich unser Gespann mit Leichtigkeit durch der Winde Unbill. Vorbei die Zeiten, als ich bei jedem Stoss mit klammen Händen und gespreizten Beinen dem Wind trotzte. Nur meine Eier bekomme ich nicht unter Kontrolle. Die ziehen sich immer noch hoch. Aber welcher Mann hat diese Gegend jemals im Griff? Allerdings macht einem die Fahrt auch schläfrig. Dumm ist, wenn man erst erwacht, wenn das Gespann über die Wiese rattert, den Graben überspringt, und wie in einer Steilkurve den Hang entlang schlittert. Das ist uns natürlich nicht passiert.

Spät in der Nacht sind wir in Salina angekommen. Das geografische Zentrum von Amerika: 1700 Meilen von Portland in Maine, Miami, San Diego und Seattle entfernt. Aber in Salina sahen wir auch die Probleme der USA, eine Stadt ohne grosse Vergangenheit und ungewisser Zukunft. Gegen 50'000 Einwohner, aber kein Haus ist frisch gestrichen, viele stehen leer und zum Verkauf. Heruntergekommen die Stadt und ohne Perspektiven die Ansässigen. Schnell verliessen auch wir Kansas, aus dem indianischen Kansa, für Ort des Südwindes und von den Weissen der Sunflower State genannt.

Oklahoma, der „Sooner State“ ist seit 1907 der 46. Staat der USA und bedeutet „Land des roten Mannes“. Bis spät ins 19. Jahrhundert wollten sich keine weissen Siedler niederlassen. Das Gebiet wurde den Indianern zugesprochen und diese wurden auch mal zwangsweise dorthin verfrachtet. Aber Okla lag an einer Route, die von Osten in den Westen führte und immer mehr Reisende gelüstete es zu bleiben. 1885 wurden Verhandlungen mit den Indianern aufgenommen. „Unterschreib oder stirb!“ nehme ich jetzt mal an. Es setzte der Oklahoma Land Run ein. Wie immer gab es einige, die die Gesetze brachen und ohne Erlaubnis sich schon früher niederliessen. Früher = sooner... der Sooner State...

Dürreperioden und Sandstürme setzten der Bevölkerung aber zu. Heute führt die Interstate 40 durch die Stadt, die frühere Route 66, und wegen der schlechten Wirtschaftslage setzte ein Siedler-Exodus ein. Gut beschrieben in John Steinbecks „Früchte des Zorns“. Das Buch empfehle ich aber nur denjenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. 1928 wurde in Oklahoma Oel gefunden. Sogar im Vorgarten des 1919 fertig gestellten Capitols steht heute noch ein Bohrturm, allerdings ausser Betrieb.

Oklahoma City ist eine schöne und saubere Stadt, mit Einwohnern, die einem den Besuch des kommenden Footballgames raten, College-Football mit 90'000 Zuschauern und stolzen Sitzpreisen von 200 Bucks. Okla ist etwas grösser als Zürich mit Hochhäusern und einem 1931 erbauten Wolkenkratzer, der dem Empire State Building in New York gleicht. Das im Art Deco-Stil aus Aluminium, Granit, Glas und Marmor erbaute, 148 Meter hohe Gebäude, ist ein Bijou. In die Halle im ersten Stock, die in vergangenen Zeiten als Kundenschalter einer Bank gedient hatte, haben wir uns auf der Stelle verliebt. Am Abend mit ein paar Coors light gaben wir uns dem Traum hin, aus der verlassenen Stätte einen Club zu machen. Das alte Interieur und die Raumaufteilung wären perfekt. Vielleicht würde Brad Pitt den Club einweihen, ist er doch ein Sohn Oklahomas. Bei Tage besehen ist die Idee aber eine Nummer zu gross für uns.

Oklahoma Downtown besteht aus dem Business District, der am Abend und an den Wochenenden verwaist ist. Die angrenzenden alten Fabriken von Bricktown dienen als Amüsierquartier, mit einer Wasserstrasse durch die amerikanische Gondoliere ihre Schiffchen mit den Besuchern ziehen! Traurige Berühmtheit erhielt Oklahoma 1995, als 3 Idioten ein Regierungsgebäude in die Luft sprengten. Das Denkmal wurde schön gestaltet. Das deutsche Wort beschreibt perfekt, was man an solchen Stätten tun sollte.

Weiter ging’s nach Dallas. Unseren Plan, nach Florida zu rasen, haben wir aufgegeben. Zuviel müssten wir im Schnelldurchgang ansehen. Wir warten den Bescheid für das Visum ab. Wenn ja, ziehen wir weiter durch den Süden, wenn nein, fliegen wir aus dem zweit grössten Flughafen der Welt aus. Hier wollen wir aber auch wieder einmal ein Gym besuchen, sonst nähern wir uns noch mehr an. Sabina sich meinem Bauch und ich ihren Brüsten.

Ach ja, da gibt es noch Werner Sommer, dieser verrückte Hund und Weltenbummler. Freunde in Seattle besuchend, beschloss er nach Salt Lake City zu fliegen, einen Wagen zu mieten, nach Escalante zu düsen und den Cosmic Ashtray zu suchen. Er dachte wohl, wir flunkerten. Er war vom Felsen mehr als begeistert und konnte verstehen, dass wir in dieser Einöde beinahe unsere Reise vorzeitig beendeten. RIP hätte er wohl in den Aschenbecher gekratzt. 

Salina, Kansas
7. September 2010 - 9. September 2010

400 Meilen nichts als solche Aussichten
Das Kriegsende verpasst, der war in einer Bürgerkriegsuniform unterwegs
in Salina hat man Zeit für die Wäsche
Salina hat seine besten Zeiten hinter sich
mutig, mutig

Oklahoma City, Oklahoma
9. September 2010 - 12. September 2010

auf dem Weg nach Oklahoma
Good News: Visum für weitere 6 Monate erhalten!
der manuelle Hebel war gebrochen... von jetzt an elektrisch
Später in der Stadt, der Anwalt wollte mich zu einem Besuch eines College-Football Spiels von Okla überreden. So ein Feld-, Wald- und Wiesenspiel wohl: Uff... Zuschauerzahl immer 90'000!!!
der Regierungssitz von Oklahoma
das First National Center
die Front des FNC
"1931" The Club
hier würde eine Bar entstehen
Ein- bzw. Ausgang der ehemaligen Bank
wen haben wir denn da?
in der Innenstadt von Oklahoma
Bud Light wirkt!
Das Denkmal für die Betroffenen vom Bomben-Attentat am 19. April 1995, bei welchen 3 Idioten das Regierungsgebäude Murrah Federal Building in die Luft sprengten. 168 Menschen starben, 300 Gebäude wurden beschädigt.
Ein schönes Denkmal. 2001 wurde der Haupttäter hingerichtet. Das Motiv wurde nicht restlos geklärt, wohl  rechtsextreme Regierungsfeindlichkeit oder in Erinnerung an die Davidianer-Sekte in Waco, Texas (2. Jahrestag).
Auf der anderen Seite steht 9:03, 9:02 explodierte die Bombe.
Field of Empty Chairs (168). 19 Stühle sind etwas kleiner, sie erinnern an die 19 getöteten Kinder.
Das macht ganz schön nachdenklich.
wie sagt man dem? Chaos?
hier darf ich wieder einmal nicht rein!
altes Oklahoma
modernes Oklahoma
sogenannte rest-boots
wie Nurejev! Nicht?
Werner Sommer hat sich nach unserem Bericht vom Cosmic Ashtray auf die Socken gemacht und den Aschenbecher tatsächlich gefunden! 

so long guys

5. September 2010

Am Hauptsitz der Mormonen, Bingham Canyon Mine und Ankunft in Denver

Was für ein Name

20. August 2010 - 1. September 2010

In Salt Lake City habe ich mich wohlgefühlt. Freundliche, humorvolle Menschen, die State Street, schöne Häuserzeilen und Gebäude en Masse. Südländisches Flair, gepaart mit der Gewissenhaftigkeit des Nordens.

Die riesige Fläche der Great Salt Lake Desert ist eindrücklich. Die Durchquerung dieser Wüste mit Planwagen und Pferden im vorletzten Jahrhundert war sicher eine grosse Leistung. Wir wollten die Speed-Racer auf dem getrockneten Salz bewundern. An diesem Tag war es für Motorräder leider zu windig und auf den Strecken nichts los. In West Wendover, 125 Meilen westlich von Salt Lake City, nahe der Rennstrecke und ganz knapp in Nevada gelegen, bestaunten wir dafür die Casinos in Mitten von Nichts. Aber irgendwo müssen die Mormonen ihr Geld ja ausgeben.

Der Besuch der Bingham Canyon Mine hat sich gelohnt. Es ist die grösste von Menschen geschaffene Kupfer-Mine im Tagbau. Abgebaut werden seit mehr als 100 Jahren auch Edelmetalle. Die riesigen Laster wirken wie kleine Käfer, wenn sie mit ihrem Gestein die Strassen der Mine hochfahren. Beeindruckende Facts und der Anwendungsbereich von Kupfer bietet die Internet-Seite dieses Riesenloches. Link zur Mine

Bier und Zigaretten erhält man an jeder Tankstelle und in Läden wie 7-Eleven rund um die Uhr. Da war nichts von Prüderie, entgegen allen Vorurteilen. Wir sahen Tattoo-Schuppen und Bars mit wohl meist nur männlicher Kundschaft und junge und nicht mehr so junge Frauen in Minis und Push-ups, deren Inhalt sich nach dem Himmel reckt.

Dem Himmel nahe oder wenigstens seinen Vertretern auf Erden kamen wir beim Besuch der Tempelanlage der Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints.

Unser KOA Campground, an der North West Temple Street gelegen, wird von einem Shuttle der Mormonen bedient. Gratis. Vielleicht sind wir ja nur einmal in unserem Leben in Salt Lake City und ich wollte die Tempelanlage der Mormonen besuchen. Sabina fragte mich kurz vor dem Besteigen des Shuttles nochmals, ob wir uns das antun sollten. Natürlich sollten wir das. Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Das Verhängnis von Sister Ninisho und Sister Teerlink.

Das ältere Ehepaar, das den Taxi-Dienst hatte, erzählte uns alles über die Mormonen, was wir schon wussten. Gerne hätte ich mehr erfahren, aber bei hochreligiösen Menschen bin ich immer etwas befangen und befürchte, dass mein Interesse als versteckte Aufforderung zur Bekehrung gelten könnte.

Sie erklärten uns, dass wir durch die Tempelanlage geführt würden, wohl als Ausgleich für die Gratis-Fahrt. Wir wurden von Sister Ninisho und Sister Teerlink in Empfang genommen. Beide mit einer Mormonenbibel bewaffnet, die sie krampfhaft umklammerten. Sister Ninisho, eine gebürtige Japanerin, mit schütteren Haaren, ausstaffiert mit zu grossen Kleidern und einer demütigen Haltung. Sister Teerlink, in Kalifornien geboren, mit blonden Locken und einem über die Hüften straffen Rock, der sie zu kurzen Schrittchen zwang.

Ihr Auftrag war klar. Nachwuchs gewinnen. Jüngerinnen der Mormonen werden hart geprüft. Wie um Gottes Namen sollen sie Gemeindemitglieder gewinnen, sie als 21-23-Jährige, gesegnet mit zwei Besuchern, der eine ein 48-jähriger, überzeugter Agnostiker und der zweite, eine 44-jährige überzeugte Gläubige an das Gute im Menschen?

Gerne hätte ich provokativ auf ihre Anmache reagiert. Aber ich kann nicht in einem fremden Tempel den Gastgebern erklären, dass sie auf dem Holzweg sind. Das tut man nicht. Ich hielt mich vornehm zurück, nicht nur Abstand nehmend, weil ich Diskussionen mit armen, unterdrückten Mädchen scheue. Nein, die eine hatte wohl noch nichts gegessen. Jedenfalls habe ich schon angenehmere Sinneswahrnehmungen gehabt, als den Atem von einer der Schwestern.

Irgendwie kriegten die ihr Programm nicht hin, sicher auch, weil sie sich nicht sehr gut verstanden. Immer wieder korrigierte die eine die andere. Aber auf etwas wurden die Zwei nie vorbereitet: Eine Person, die Fragen beantworten will und nicht aufgibt, wenn der andere sie nicht verstanden hat. Und die nichts mehr hasst, als stockende Konversationen. Sabina begann den beiden von Gott, den menschlichen Schwächen, von wie man das Leben auch ohne Kirche sanft gestalten kann und vielen Sachen, die ihr noch in den Sinn kamen, zu erzählen. Als Wohlerzogene, die einen Menschen in seiner Rede nie unterbrechen, hörten Ninisho und Teerlink ergeben zu. Inzwischen machte mir der Rundgang Spass.

Ich wusste bald nicht mehr, wer wen zu was bekehren wollte, da ging es den Schwestern aber gleich wie mir. Nur geschult, suggestive Fragen zu stellen und die immer gleichen Antworten souverän auszunützen, stürzten Sister Ninisho und Teerlink immer tiefer ins Desaster. Anstatt den Menschen ihren Glauben näher zu bringen, durften sie den Ausführungen einer verbal starken Mitschwester lauschen.

Beim Gips-Jesus konnten sie uns immerhin soweit bringen, einer kurzen Ansprache aus dem "Off" zu lauschen. Einen letzten Versuch startend, erzählte Sister Teerlink, dass sie in der Bibel der Mormonen Antworten auf ihre Fragen finde.

Sister Ninisho liess ebenfalls ihr letztes As aus dem Aermel: Ihre wundersame Bekehrung vom Buddismus zum Glauben der Mormomen, an einem Abend, als sie einem Missionar die Türe öffnete. Ich bin sicher, nur wenige Männer werden in Ninishos Leben an ihre Pforten klopfen. Aber gleich beim Ersten die Religion wechseln?

Bevor wir doch noch alleine durch die Anlage streifen durften, meinte ich von Sister Teerlink gehört zu haben, dass Sabinas Ansichten überprüfenswert seien. Ihre Bibel würde an diesem Abend ein paar weitere Fragen beantworten müssen.

An solchen Orten frage ich mich immer, warum Religionen eine solche Stärke besitzen. Kaum glaubte ich, dass die katholische Kirche mit ihren Skandalen längst fällige Aenderungen anstreben müsste, haben wir schon wieder eine neue, sich ausbreitende Religion in Europa. Eine Religion, die noch beklopptere Regeln kennt, mit Ansichten von denen ich meinte, sie wären im Mittelalter ausgestorben. Und auch die Mormonen werden neue Mitglieder werben und mit ihren alten Gesetzen und Vorstellungen manchmal Erfolg haben. Aber da liegt vielleicht der Schlüssel des Erfolges, wenigstens etwas im Leben, das sich nie verändert.

Auf dem Campground lernten wir ein pensioniertes Pärchen kennen, das keineswegs aus dem Mittelalter stammt. Cesar und Janina. Beide ursprünglich Mexikaner, deren Elternteile noch über die Grenze in die USA geflüchtet waren. Er hat sein Geschäft, Planung von Aussenanlagen, seinem 24-jährigen Sohn übergeben und fährt nun mit Janina zwei Jahre in einem Motorhome durch die USA. Ein luxuriöses Gefährt mit einem riesigen Anhänger, in dem sie ihren Smart verstauen und in dem er am 6. September sicher eine Party geben wird. Dann feiert der Pensionierte seinen 41. Geburtstag!

Janina, auch nicht wesentlich älter, Sabina, Cesar und ich verstanden uns prächtig. Der Zufall will es, dass es Cesar und Janina für die Wintermonate nach Florida ziehen. Allerdings in gemächlicherem Tempo als wir. Wir werden die beiden hoffentlich wieder einmal sehen.    

Wyoming haben wir in 2 Tagen durchfahren, eine Nacht in Rawlins verbracht und ein paar Bier bei Randy in seiner amerikanischen Bar auf dem Land getrunken. Unglaublich, nicht nur das Ambiente, auch die Gäste erinnerten mich an eine gestellte Szene einer Hill-Billy-Bar. Immerhin weiss ich jetzt, dass es solche Orte in Wirklichkeit gibt.

Mittlerweile sind wir in Denver angekommen. Eine wunderbare Stadt mit dem schönsten Flughafen, den ich je gesehen habe. Manchmal, aber wirklich selten, beschleicht uns das Heimweh. Wir fahren dann an einen Airport und geben uns dem Gefühl des Abreisens hin. In Salt Lake City wurden wir es leider nicht los. Nicht mal vom internationalen Teil fliegt eine Maschine ins Ausland. Und schön ist er schon gar nicht.

Denver, die ehemalige Goldgräberstadt hat uns auf Anhieb gefallen. Einige Wolkenkratzer, eine 16th Street, die mit mehreren Dutzend Strassencafés und mit wunderschönen Häusern aus vergangenen Zeiten seine Gäste empfängt und erst noch fussgängerfreundlich angelegt ist. Eine ganz gelungene Mischung. Spontan haben wir uns entschlossen, das Labor Day Wochenende für eine Auszeit zu nutzen. Eine Nacht im mondänen Hyatt gönnten wir uns.

Eine ganz andere Welt, die wir schon fast vergessen hatten. Gestylte Männer und Frauen, die sich vor, während und nach den sieben im Hotel zelebrierten Hochzeiten an den verschiedenen Bars betranken. Genau. Kein kultureller Unterschied zu Europa.

Wir hatten uns in der Peaks Lounge im 27. Stock mit Bettina und Katharina verabredet, (heute, im Jahre 2016, meine ich, dass wir nicht mit den netten Damen abgemacht hatten, anyway, 5 Jahre verklären die Zeit.. :-), zwei deutsche Mädels, die wir auf dem Campground kennengelernt haben. Beide waren 3 Wochen durch den Südwesten gereist und mussten am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland. Ihre letzte Nacht wollten sie im Hyatt feiern, Katharina mit noch mehr Wehmut als Bettina. Denn Bettina, General Manager und Shareholder einer Elektrotechnik Firma mit mehr als 250 Angestellten, würde im Oktober schon wieder in Denver sein, um die Gründung eines Ablegers ihrer Firma abzuschliessen.

Wir tauschten unsere gemachten USA-Erfahrungen aus. Sie führten uns wieder einmal vor Augen, dass man noch viel mehr in diesem Lande sehen könnte. Und Sabina, die sich in Denver verliebt hat, liebäugelt heute schon mit einem Job in Bettinas Filiale. Wer weiss, vielleicht braucht sie ja wirklich mal jemanden, der grosse Erfahrung im Verkauf und Deutsch und Englisch mitbringt. Ich meine, wer aus dem Stegreif missionierende Schwestern zum Zuhören bewegen kann, hat was auf dem Kasten. Fast rührselig verabschiedeten wir uns von den sympathischen Ladies aus dem grossen Kanton.

Nicht ohne live einen Heiratsantrag eines mehr oder weniger betrunkenen Amerikaners in der Bar aus nächster Nähe mitverfolgt zu haben, fielen auch wir zu später Stunde ins für einmal nicht wackelnde Bett. Als der Bursche vor seiner Braut kniend, seine Rede fertig gelallt hatte und der Ring an ihrem Finger steckte, meinte ich ihre Antwort „is that all?“ gehört zu haben. Sabina tendierte aber eher zu „is that tall?!“ Wir werden’s nie wissen.

Werner Sommer, den ersten Freund aus der Schweiz, der uns besuchen wollte, haben wir verpasst. Er landete am Labor Day Weekend in Salt Lake City. Dafür bekomme ich nützliche und an Kürze nicht zu überbietende Reiseberichte von Thomas, einem ehemaligen Kandidaten und Freund:

„I and the two elder children are driving across the US to New England. Oklahoma City (I thought only of the musical) was the biggest positive surprise, Flagstaff was all right, Tulsa is a dump, Albuquerque is difficult to spell and ok, and Amarillo is an excellent backdrop for a zombie movie. At least they give green beans at junk food spots in southern Illinois...“

Das half auch uns weiter, hätten wir doch beinahe die Route über Albuquerque und Amarillo gewählt.

Ich selber muss aufpassen, dass sich der Gichtschub nicht wiederholt (7.2 auf der Urinsäureskala). Bier und rotes Fleisch muss aus meinem Speiseplan verschwinden, Lebensmittel von denen ich mich ernähre... Mehr Freude macht mir, dass ich von CNN in den Superstar-Reporter-Status erhoben wurde. Allerdings gibt es da noch 50'000 andere Superstars!

Wir haben uns entschlossen, in den nächsten 3 Wochen nach Miami zu rasen. Erst gegen Ende des Monats werden wir erfahren, ob die Visumsverlängerung geklappt hat. Wenn nicht, werden wir den Winter in der Karibik verbringen. Eine wirklich brutale Alternative, ich weiss.

Fahrt nach Wendover, Utah / West Wendover, Nevada durch die Great Salt Lake Desert
29. August 2010

Modernes Salt Lake City!
Die Great Salt Lake Desert.
Sabina wird kreativ.
Auch andere werden auf dieser Salzwüste kreativ. Metaphor: Tree of Utah oder Tree of Life by Karl Momen (1934 - 2024). 27 Meter hoch bei Bonneville Salt Flats.
Die Strasse von Salt Lake City nach Wendover, Utah bzw. Westwendover, Nevada, am Rand der grossen Salzwüste gebaut, 100 Meilen das gleiche Bild. Dieser Highway 80 beginnt in Teaneck, New Jersey und endet in San Francisco, California, 4666 Kilometer lang.
Was da wohl verarbeitet wird? Im Niemandsland.
Wendover Will, West Wendovers Schutzpatron! 1952 gebaut und 19 Meter hoch.
Wendover im Niemandsland. Da in Utah Glücksspiele verboten sind, ist ein Klein-Las-Vegas direkt an die Grenze von Utah in Nevada gebaut worden. 5 Casino-Hotels werden in diesem Niemandsland betrieben.
Wobei sie nicht so riesig wie in Las Vegas sind. Wir gaben hier kein Geld aus.
Wie aus dem Nichts. Hunderte von solchen Gefährten dröhnten durch Bonneville.

Bingham Canyon Mine
26. August 2010

Anfahrt zur Bingham Canyon Mine
Der erste Blick hinab schockiert einem beinahe.
Bingham Canyon Mine: Amerikanische Schulbusse sind nicht gerade Zwerge.
Einziger Farbtupfer im weiten Grau, wohl nicht reines Quellwasser.
Riesig! Seit 1906 in Betrieb. Im 2025 1200 Meter tief und 4.5 Kilometer breit. 
Kupfer, Molybdän (ein Schwermetall mit einer extrem hohen Schmelztemperatur von 2663 Grad Celsius, wird vor allem für Legierungen verwendet), Gold und Silber werden hier abgebaut. Die riesigen Lastwagen wirken wie Käfer in einem grossen Becken.
So gross ist ein Pneu der Lastwagen.
Der Vergleich. Der Dodge ist auch nicht das kleinste Auto der Welt!
Luftaufnahme der Mine, nicht unser Foto.
Es ist immer ein kleiner Wettbewerb zwischen Sabina und mir. Wer sieht was zuerst!
Sabina ist fotografisch unglaublich talentiert.
Tief beeindruckt fahren wir zurück nach Salt Lake City (im Hintergrund).

Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage
31. August 2010

Die älteste Kirche der Mormonen in Salt Lake City, nicht mit dem Tempel zu verwechseln.
40 Jahre haben die Mormonen daran gebaut, der heilige Tempel. 1893 eröffnet. Den Tempel dürfen nur Mormonen betreten.
Im Eingangsbereich ist ein Modell des Tempels ausgestellt. Da hat es das eine oder andere geheime Zimmer.
In mehreren Zweiergruppen gehen sie auf die Jagd nach neuen Jüngern, Schwestern im Garten.
Eigentlich wollten die beiden Schwestern Sabina die Mormonenwelt erklären. Sabina kehrte aber den Spiess um und erklärte den Mormoninnen wie man ohne Religion ein glückliches Leben führen kann. Kein Scherz: Bei der Verabschiedung meinten beide, sie müssten nochmals ihre Gedanken ordnen. Sabina hatte tatsächlich Zweifel bei ihnen geweckt.
Grosse Diskussionen auf dem Weg zu Jesus.
Die Offenbarung in deutscher Sprache aus versteckten Lautsprecher, etwas gar kitschig und bieder.  Dies ist der Raum, in welchem die neuen Jünger definitiv überzeugt werden. Normalerweise...
Endlich wieder alleine, die nächsten potentionellen Besucher kommen. Ich habe mit religiösen Eiferern grosse Mühe. Aber sehenswert war's alleweil.
Die Flammen des Zweifels lodern auf dem goldenen Wege!

Neue Bekannte im Campground "Salt Lake City KOA Holiday"
20. August 2010 - 1. September 2010

the ladies have fun
Cesar Hernandez, ein Teufelskerl!

Good bye Janina and thank you very much for the hospitality!

Fahrt nach Denver, Colorado, Halt in Rawlins, Wyoming
1. September 2010 - 3. September 2010

Abfahrt aus Salt Lake City. Plötzlich sieht es aus wie in der Schweiz.
  Der Lincoln Highway war der erste Highway, der die Ost- mit der Westküste verband. Vom Times Square in New York bis Lincoln Park in San Francisco. Ich liebe diese langen Fahrten. 
Irgendwo im nirgendwo auf der Interstate 80.
 Rawlins liegt auf dem Continental Divide, östlich geht's in den Golf von Mexiko und westlich in den Pazifik, das Regenwasser natürlich...
 In dieser Bar war ich abends wirklich froh, dass ich als Weisser und nicht als Schwarzer geboren wurde, aber zu uns waren sie wirklich nett. 2025 dauerhaft geschlossen.
Schon lange reine Routine, das Abdocken und Austarieren des Wohnwagens.
Chicken Wings und gute Laune. Geschlafen haben wir sehr gut. Schliesslich kühlt es in der Nacht auf 2100 Metern Höhe merklich ab.
Morgens auf dem KOA Campground in Rawlins, rechter Hand ziehen die Autos und Lastwagen auf der 
I-80 vorbei.
Weites Land, stundenlang!
Trägt der Lincoln etwa eine Sonnenbrille? 
  Der Bison, ein Markenzeichen von Wyoming.
  Viele Wege führen nach Denver, wir nahmen die I-25.
Immer wieder sehen wir ziemlich seltsame Typen auf Wanderschaft.
Wir landen bald in der Mile High City.

Flughafen Denver, Colorado
4. September 2010

Der Flughafen liegt weit ausserhalb der City. 1995 eröffnet und ist ein Dead End Flughafen.
Wirklich unverkennbar, der Flughafen von Denver. Das zeltartige Dach ist eine Ode an die Erhabenheit der Rocky Mountains. 1655 Meter über Meer liegt der Flughafen. Auf der 15. Stufe des Capitols in Denver sollen es genau 1609 Meter sein. Also genau eine Meilen. Daher Mile High City.
Ein beliebtes Fotosujet bei Touristen...
Zeichen der Wirtschaftsflaute?
Die Halle mit dem Sicherheits-Check. International spielt der Flughafen keine grosse Rolle. Im 2025 fliegen Lufthansa und Edelweiss die Stadt an, aus München, Frankfurt und Zürich direkt.
Besucherteil
Speziell konstruiert, das weltberühmte Dach.

Denver, Colorado
4. September 2010

Was die wohl bestellen?
"I see what you mean" The Big Blue Bear" der ins Convention Center blickt. Die USD 424'00 haben sich gelohnt. Er steht auch im 2025 noch seinen Mann!
Denver, die "Mile High City" ist stolz auf ihr sauberes Wasser (Coors light kommt von hier).
In Amerika lernt man im Grossen denken. Denver ist auch stolz auf seine Kunst.
Lachende Gesichter und fröhliche Menschen überall, eine sympathische Stadt.
Da durfte ich wieder einmal nicht rein, Gentlemen's Club in Denver.
Das weltberühmte Bubba Gump. Auch im 2025 ein beliebter Treffpunkt in der City.
 Kunst muss man nicht immer verstehen, in der Lobby des Hyatts.
Beliebte "Peaks Lounge Rooftop Bar" im 27. Stock des Hyatts Regency Denver.
Daniels & Fisher Tower, er soll dem Campanile in Venedig nachempfunden sein. 
Rasender Zug mitten durch Denver.
Zufälliges Treffen mit Campground-Bekannten (in der Bar vom Hyatt, Denver).
Sabina umrahmt von Katharina und Bettina.
Immer wieder 'mal fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt.
Tankstellenromantik
In der Nähe von Strasburg, Colorado, der Beginn der Great Plains, die riesige Fläche zwischen Ost und West und die Kornkammer der USA.
Der Südwesten der USA war einzigartig, aber uns zieht es weiter, immer weiter!

so long guys