13. Oktober 2011

New York und Vermont - oder doch lieber Kalifornien?

Mission Beach San Diego, California

Lake George (New York State) - San Diego (California)
29. September 2011 - 10. Oktober 2011

Der Indian Summer im Nordosten der USA ist wahrscheinlich für jeden der gerne fotografiert ein Traum. Voller Vorfreude landeten wir am Lake George und im gleichnamigen Ort am See. Endlich wieder eine Landschaft mit Hügeln, von denen man in die Ferne blicken kann. Ich hatte langsam genug vom Flachland der Grossen Seen. Vom Lake George im Staate New York hatte ich noch nie gehört. Anderen ist die Gegend aber wohl bekannt. Noch nie haben wir eine so grosse Ansammlung von Hotels und Motels in einem Ort gesehen. Vielleicht nicht Hunderte, aber sicher Dutzende säumen die Strassen und schmiegen sich an den See. Das Wetter war mies und die Laubwälder noch sehr "patchy" (offizielle Karten, die den Stand des Indian Summers angeben sprechen von "patchy, near peak, peak und over peak").

Spötter in der Schweiz meinten zum Indian Summer: "Bei uns heisst das Herbst." Allerdings ist das nur bedingt richtig. Wie farbig die Laubwälder im Herbst sein werden, nimmt bereits im Frühling seinen Anfang (nach Regenmenge und -dauer). Im September setzen die relativ hohen Temperaturen am Tag und die kalten Nächte einen chemischen Prozess in Gang, der die Blätter viel farbiger werden lässt als zum Beispiel in Europa. So darf man diesem Spektakel schon einen speziellen Namen verleihen. Obwohl man politisch korrekt von einem "Native American Summer" sprechen müsste.

Selten reisten wir mit so wenig geschossenen Bildern weiter. Die Fahrt nach Stowe in Vermont war kurz und abwechslungsreich. Ueber Felder und Wiesen, vorbei an riesigen Farmen, Eselszuchten und wunderschön und einsam gelegenen Herrschaftshäusern.

In Stowe waren die Hotels gut gebucht und das bedeutet auch teuer. In einem der letzten verfügbaren Zimmer der Gegend durften wir für einen alten, schäbigen Raum 190 USD hinblättern. Im Herbst gehen die Grünen halt schnell dahin...

Die Wetteraussichten konkurrierten mit der Bleibe. Die nächsten vier Tage war Regen angesagt. Sicher, die Gegend ist wunderschön, aber ein paar Tage in einem Zimmer aus den 50iger Jahren und ohne Internetanschluss abhocken? Gut, ein Hotel am Platz (direkt an einer Skipiste gelegen) hätte noch Räume im Angebot gehabt. Ein Schnäppchen für 1200 USD die Nacht. Vielleicht im nächsten Leben...

Wir hatten genug. Genug vom Nordosten der USA. Sicher hat die Geschichte mit dem Autokauf einen Einfluss gehabt, eine Geschichte, die uns die Fahrt über den Norden an die Westküste kostete. Aber während der ganzen Rundreise blieben uns Land und Leute seltsam fremd. Kurz entschlossen liessen wir den Indian Summer sausen und flogen von New York nach Kalifornien. Zwei Nächte verbrachten wir bei unseren Bekannten in San Clemente. Da ich mich als bekennender Demokrat beim republikanischen Hausherrn dieses Mal nicht gerade willkommen fühlte, zogen wir für ein paar Tage nach San Diego. Allerdings bin ich ein Verfechter der Demokratie und sicher nicht der Demokraten von Amerika, aber das soll mal jemand einem glühenden Vertreter der Republikaner klarmachen...

Der zweite Aufenthalt in den USA wird mir zwiespältig in Erinnerung bleiben. Verallgemeinerungen sind gefährlich (auch diese). Zwar gibt es "den" Amerikaner nicht. Die Menschen sind so unterschiedlich wie überall oder vielleicht noch ein bisschen mehr.  Wir erfuhren grosse Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft im Südwesten und Süden des Landes. Trotzdem trifft eine Verallgemeinerung wohl zu: Wenn man sich kritisch gegenüber den USA äusserst, ist das Interesse an einem Weiterführen des Gesprächs dahin. Schade, denn ohne Selbstkritik wird sich das heutige Amerika nicht gewaltig verändern. Und wenn die Welt Pech hat, werden die konservativen Kräfte der Amerikaner diese Aenderung mit allen Mitteln verhindern wollen und wir werden wohl noch manche politische und militärische Torheit dieser bigotten Grossmacht erleiden müssen.

Nichts desto trotz wären wir am liebsten für immer in San Diego geblieben. Nicht nur, weil wir in letzter Zeit unsere Reiselust manchmal suchen mussten. Nein, in dieser Stadt ist das Leben noch etwas lebenswerter. Gut, ich könnte eigentlich überall in Kalifornien leben.

Aber langsam machen wir uns auf den Heimweg. Die nächsten paar Tage werden wir in Hawaii verbringen, spätestens Anfangs November nach Australien fliegen und Ende Januar in die Schweiz zurückkehren. Reisen ist ja ganz schön. Die Schattenseiten werden aber Monat für Monat ein bisschen grösser und so hätten wir ohne Aussicht auf ein Ende unserer Reise in diesen Tagen abgebrochen. Das tönt jetzt niedergeschlagen. Aber das sind wir bei Weitem nicht. Wir haben vieles erlebt und wundervolles Gesehen. Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass der moderne Mensch zu sesshaft geworden ist und als Nomade durch die Welt der Sesshaften zu ziehen nicht immer eitel Freude macht. Ich werde bei Gelegenheit mal einen Zigeuner fragen...

Lake George, NY - Stowe, Vermont
29. September 2011 - 2. Oktober 2011

Blick auf den Lake George
 Ein wirklich trüber Tag folgte, aufgehellt durch meine Frau!
Von New York nach Vermont
Vermont, Kirche und Schulbusse
eine Farm in Vermont
die Wurzel hält sich krampfhaft am Fels, wir uns aber nicht in Vermont
Bergstrasse bei Stowe, ein Skiort in Vermont... da zogen wir es vor, über New York nach Kalifornien zu fliegen und liessen den Indian Summer, Indian Summer sein.
In New York buchten wir ein Hotel in der Nähe des JFK Airports. Das erste Hotel verliessen wir fluchtartig und bezahlt, das Zimmer war schrecklich, genauso wie die Gäste des Hotels. Das Wetter und die Aussicht aus dem zweiten Hotel heiterten unsere Stimmung nicht gerade auf. Wir wollten nur noch diese verfluchte Ostküste verlassen.

San Clemente, California
6. Oktober 2011

San Clemente Pier, ein Treffpunkt für jung und alt.
Andino Kolohe, zeigt sein Talent, mit 14 gewann er einen Profi-Wettbewerb! Hier war er 17.
ein schönes Bild für die weiblichen Fans😏
Andino Kolohe in voller Action, für Red Bull fahrend! Der Fotograf von Red Bull stand neben mir.
Sein Kollege war genau so gut, allerdings habe ich seinen Namen nie herausfinden können.
"I guess it's s a pro", meinte einer auf dem Pier.
In Perfektion dreht er ab.
Vom Pier aus kann man die Surfer beobachten. Das Fisherman's Restaurant ist immer gut besucht.
Surfer auf dem Heimweg, über die Gleise des Pacific Surfliners!
Der Bahnhof von San Clemente.
Mutig, wie da gebaut wurde.
Der Pacific Surfliner. Von San Luis Obispo bis nach San Diego. Ueber 9 Stunden braucht der Zug für die gut 300 Meilen. Mit dem Auto ist man in gut 5 Stunden in San Diego. Von San Diego bis Los Angeles LAX, dem internationalen Flughafen sind es aber nur gute 3 1/2 Stunden.
Die Surfer, die Eisenbahn und Ferienhäuser teilen sich den schmalen Strandabschnitt
Avenida Salvador in San Clemente. An dieser Strasse hüteten wir im 2010 das Haus von Freunden.
"Patio door open, patio door closed!" Jedesmal wenn man die Terrasse vom Haus betrat, ertönte die Vorfahrin von Siri mit diesem Spruch.
Sicht auf die Interstate 5 . Die I-5 geht ab in San Diego und endet in Blaine, Washington, an der kanadischen Grenze. 2223 Kilometer. Und ist ein Teil der Panamericana, die 25'750 Kilometer lang ist. 
John und Svetka, unsere Freunde in Kalifornien.
Good Bye San Clemente. Bis ins 2025 waren wir nie mehr dort.

San Diego, California (1.4 Mio. Einwohner)
9. Oktober 2011

Wer San Diego und seine Strände besucht, wird fast zwangsläufig dieses Bild vor Augen haben. Zufahrt zum Mission Beach und Belmont Park Rollercoaster.
In San Diego ist man entweder an der Arbeit oder an den Stränden. An einem Sonntag um 6 Uhr abends ist kein Mensch zu sehen!
Oder sind alle in der gegenüber liegenden katholischen Kirche St. Joseph Cathedral?
Oder sie sind am Angeln oder am Geniessen von einem der vielen Aussichtspunkte, die San Diego bietet. Hier sind wir auf der "Harbour Island" beim Hotel Sheraton und sehr nahe des Internationalen Flughafens von San Diego. Sicht auf San Diego Downtown und die Coronado Bridge.
Das ehrwürdige Schiff war einmal ein Restaurant, aber im 2011 schon dauerhaft geschlossen. Im 2025 ist es einem wirklich schicken, mexikanischen Restaurant, dem "Coasterra", gewichen, mit herrlicher Sicht auf San Diego Downtwon. Am Abend reservieren!
Dine with style. San Diego hat vor allem im Gaslamp Quarter gute Restaurants und Clubs zu bieten.
Das Hooters in Downtown San Diego wurde 2017 geschlossen. Früher bei Studenten recht beliebt.
Mit dem konnte man schon in den 70er Jahren im Quartett nicht gewinnen. Ob der wirklich noch im Einsatz steht? Nein, ist ein "historical vehicle!" Cooles Design.
El Cortez, 1927 eröffnet ist und war ein Wahrzeichen der Stadt und ist ein Wohnhaus.

Sunset Cliffs, San Diego, California
9. Oktober 2011

Begehrte Wohnlage an den Sunset Cliffs. Die Erosion der Cliffs ist aber über Jahrzehnte nicht zu unterschätzen. Auch die Wellen sind bei einheimischen Surfern sehr beliebt. Wenn man weiterfährt gelangt man zum Militärfriedhof "Fort Rosecrans".
Die Sunset Cliffs und im Hintergrund das Pier vom Ocean Beach, ein sehr beliebter Surf Spot.

Point Loma mit dem Fort Rosecrans National Cemetery, San Diego, California
9. Oktober 2011

Eine Strasse führt durch den Friedhof "Fort Rosecrans National Cemetery" auf der Halbinsel "Point Loma", zu beiden Seiten liegen die Gräber.
Der eine Teil hat freie Sicht auf San Diego, der andere auf den Pazifik. Bildmitte die "Naval Air Station North Island" an der San Diego Bay gelegen. Hier wurden Filmaufnahmen für den Blockbuster "Top Gun" gedreht. Ebenfalls gut zu sehen in der Bildmitte mit den Hochhäusern von "Downtown San Diego". Das höchste Gebäude rechts mittig ist das Hotel Hilton San Diego Bayfront, in dem wir unsere Weltreise starteten.
Sicht auf den Pazifik. Man kann schlechter liegen. Die Toten haben allerdings nichts davon. Viele sind in sinnlosen Kriegen viel zu früh gefallen. Wenigstens haben die Angehörigen einen schönen Platz um den Verstorbenen zu gedenken.
Mittlerweile ist er geschlossen. Nur noch Familienmitglieder werden hier noch eine Beerdigung erhalten.
Ueber 120'000 Menschen liegen hier begraben.
1882 gegründet, wird er heute noch gehegt und gepflegt. Ein ruhiger und schöner Ort.
Die Rednertribüne des Friedhofs. Fort Rosecrans ist benannt nach einem General der Union im amerikanischen Bürgerkrieg.
 
Pralles Leben am Mission Beach und Pacific Beach, San Diego, California
10. Oktober 2011

Blick auf Pacific Beach mit dem Crystal Pier im Vordergrund, das ein "Cottage-Hotel" beherbergt und nicht wirklich beliebt ist. In der Bild Mitte die "Mission Bay", eine künstlich angelegte Meerwasser-Bucht mit vielen Wassersport- und Freizeitmöglichkeiten. Grösstenteils aus Marschland gewonnen. Auch wir mieteten einmal ein Motorboot, um ein paar Runden in der Mission Bay zu drehen. Den nichtnatürlichen Ursprung kann die Bay aber nicht verstecken und ist nicht sehr beliebt. Im Hintergrund Downtown San Diego mit seinen Hochhäusern und dem Gaslamp Quarter.
Die Parkplätze beim Restaurant World Famous an der Pacific Beach sind sehr begehrt.
Pacific and Mission Beach: An der Frage, wo die Grenzen sind, scheiden sich die Geister. Hier aber sicher am Pacific Beach, Blickrichtung Norden.
Wohl am Mission Beach. 1995 fuhr ich mit den Rollerblades den 4-Meilen "Boardwalk", auch "Ocean Front Walk" gennant, während 2 Monaten fast täglich rauf und runter. Es waren herrlich unbeschwerte Tage. Blickrichtung Süden.
Am südlichen Ende des Mission Beachs. "South Mission Beach" beim "Point Medano".
"For Sale"... vielleicht ist der Boardwalk nicht so angenehm zum entspannend Wohnen oder Ferien machen. Schliesslich flanieren Tausende jeden Tag vor diesen Häusern hin und her.
Mich nimmt wunder was solche Häuser im 2025 kosten! Schön gestaltet, aber zum Wohnen wohl eher nicht sehr praktisch.
Dieses Haus würde mir sehr gut gefallen. Schlichte Architektur aber praktisch!
Viele konnten sich architektonisch am Boardwalk vom Mission Beach ausleben!
CMilton111, Fotograf, Schriftsteller und früher Architekt, mit ihm hatte ich noch länger Kontakt, er hat meine Fotos vielfach mit konstruktiver Kritik kommentiert!
Die Katze hört ihm jedenfalls aufmerksam zu.
In den Gassen hinter dem Boardwalk sieht man Häuschen mit ländlichem Charme.
Bei der Ueberarbeitung im 2025 habe ich erst gesehen, dass dieses Haus am Mission Beach Boardwalk zum Verkauf steht. Das hätte ich sofort gekauft (wenn der Preis denn annehmbar gewesen wäre)!
in San Diego habe ich immer eine herrliche Zeit verbracht
Auch wenn ich nie auf dem Karussell im Belmont Park war, so löst dieses Bild in mir doch melancholische Gefühle aus.
Belmont Park mit dem legendären hölzernen Rollercoaster!
Das letzte Bild aus Kalifornien. Am Mission Beach/Belmont Park. In der griechischen Essensbar hatte ich schon 1995, 2008, 2010 und auch in diesem Jahr die besten Hamburger meines Lebens gegessen. Die Erinnerungen an San Diego sind wunderbar. Bis ins 2025 haben wir es nicht mehr nach San Diego geschafft. But we have our memories. 

so long guys

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

danke für den tiefschürfenden Blog. Was habe ich Euch mit auf den Weg gegeben?
1. Schaut zu, dass Ihr verheiratet wieder zurück kehrt
2. Seid Ihr Euch bewusst, dass Reisen nicht immer Fun pur ist

Nun erholt Euch gut auf Maui, damit Ihr Australien und NZ in alter Frische geniessen könnt
Reguuula

Anonym hat gesagt…

Es liegt wohl in der Natur des Menschen, ALLES irgendwann zu hinterfragen und die Kehrseite zu betrachten! Arbeit, Heimat, Beziehungen, und eben halt auch Reisen...
Lustig, dass wir im Nachhinein vieles mehr schätzen...liegt vielleicht an unserer Fähigkeit, schöne Erinnerungen länger abzuspeichern als die weniger schönen. Eigentlich eine super Einrichtung!
Eure Bilder waren der perfekte Start in einen mit Nebel durchzogenen Sonntagmorgen :-))
Liebi Grüess vom Coifför

Anonym hat gesagt…

Wiedereinmal traumhafte Bilder! Wann kommt der Bildband raus?

Grüße

Jens

Anonym hat gesagt…

Das dich der Friedhof so begeistert hat - macht mir doch etwas Sorgen - aber vielleicht ist gerade die geometrische Anordnung ein Zeichen - ein Zeichen, das ein Weg irgendwann zu Ende geht. Und auch das schönste Reisen ist wie in einem Job - irgendwann kehrt Routine ein und man sucht sich wieder was neues. Er holt Euch gut an der Wärme und sucht für mich mal noch ein schönes Katzenmotiv :-) (Guggi - die Vierbeinigen sind gemeint). Liebe Grüsse Michi

Anonym hat gesagt…

Ist halt typisch amerikanisch, bei uns ärgert man sich über einen verregneten Herbst, die Yankees taufen das in Indian Summer und locken damit noch Touristen an. Die Bilder waren wieder klasse, aber die tiefgründige, philosophische, fast grüblerische Note ist nicht mein Ding, ich bevorzuge den Bud Light Man ! Liebe Grüsse Seemä

Chile1962 hat gesagt…

Guggi und Sabine. Ich kann mir Eure Reisemüdigkeit gut vorstellen. Auf meiner Weltreise, später in London und dann in Santiago Chile wurde mir bewusst, wie schön die Heimat doch ist und wie gerne ich in der Schweiz lebe. Aber den weiten Horizont den nimmt Dir niemand mehr und hinter jeder Ecke siehst Du wie schön und verschieden die Welt doch überall ist, --- plötzlich wird dann aus Heimweh wieder Fernweh. In diesem Sinne geniesst was auch immer noch kommt!!!
Frank