25. Januar 2022

Ende und Anfang

 Mandarin - Ente an der Nötzliwiese

Der ausklingende Herbst 2021 war eine eher triste Sache. Schlechtes Licht und die Vogelpopulation an der Limmat büsste wohl für die Explosion im späten 2020 und frühen 2021. Auch der Eisvogel, der uns Limmattalfotografen zu Beginn des Jahres so begeisterte, zeigte sich nicht mehr. Noch trauriger wurde der Dezember, erfuhr ich doch vom Hinschied eines meiner Vorbilder: 

Heinz Landolt 
2. Februar 1932 - 19. Dezember 2021

Sabina und ich nahmen vor ein paar Jahren an einem Route 66-Vortrag in Dietikon teil. Wir setzten uns zu einem älteren Herrn, nicht ahnend, dass wir neben einem Fotografen sassen, dessen Bilder ich schon in meinen Jugendjahren bewundert hatte. Etwas weniger bewundert hatte ich die Bilder der Route 66 Diashow. Und als der Fotograf am Ende nach unserer Meinung fragte, war ich etwas befangen. Heinz rettete die Situation: "Das ist eben Reportage-Fotografie, da muss man die Bilder schiessen, wenn man da ist." 

Ein paar Wochen später durfte ich ihn zu Hause besuchen und seinen unglaublichen Geschichten lauschen, aus einer Zeit, in der die Fotografie noch eine grosse Kunst war. Er nannte die heutigen Fotografen auch nicht Fotografen, sondern Digigrafen. Trotzdem hatte er grosse Freude an meinen Reportagen und hat die Blogeinträge immer kommentiert. Er meinte, er hätte gerne einmal so einen Lehrling mit meinem Talent gehabt. Wir wollten unser Treffen wiederholen, dann kam die Pandemie dazwischen und jetzt wird es niemals mehr möglich sein. Wer Heinz war, manche nannten ihn wegen seinen farbigen Pop-Art Bildern auch Alpen-Andy, in Anlehnung an Andy Warhol, und sein Schaffen zeigt ein schöner Bericht von Robert Wyss und auch ein Artikel im Tages-Anzeiger. Ruhe in Frieden lieber Heinz!

eines von Heinz Landolts Lieblingsbildern (Pop-Animals),
von seiner Witwe Marianne freundlicherweise zur Verfügung gestellt


Jede Reise beginnt mit einem Schritt. Ein paar Gründe, warum ich die Fahrt nach Slowenien liebe (alle Fotos von Sabina geschossen), denn bis auf den Teil Lindau - München ist die Fahrt ziemlich abwechslungsreich. Dietikon - Prevalje (45 Minuten von Klagenfurt am Wörthersee entfernt) 736 km. Man könnte auch über Innsbruck/Kitzbühel/Lienz oder über Innsbruck/Brenner/Lienz fahren. Wir bevorzugen Sargans/München/Salzburg/Spittal. 

einheimischer Strom für die Zürichsee-Gegend, nähe Bilten
Flumserberg - Idylle im St. Gallerland
bei Sargans, ab nach München
der Pfänder, von dem man eine wunderschöne Sicht über den Bodensee hätte
Lindau - München zieht sich und zieht sich und...  eines der wenigen Highlights!
auch von München selber sieht man fast nichts, obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit durch München unter 30 km/h liegt. Hier ein Glimps auf die Isar.
nach München wird die Fahrt aber interessanter, bei Irschenberg...
mit Sicht in die bayrischen Alpen und auf die weltberühmte Wallfahrtskirche Wilparting
immer wieder erheischt man einen Blick auf die Alpen und das Königreich Bayern
stattliche Bayernhöfe säumen die A-8
Scenic Highway A8 würde man auf Englisch sagen. Anfahrt auf den Chiemsee
Walserberg, Grenze vor Salzburg zwischen Deutschland-Oesterreich
ein Best Western, ob wir hier jemals übernachten werden? Wenn nicht, ist's auch kein Beinbruch:-)
von hier bis Wien sind es nur noch 303 km, wir drehen aber rechts weg, auf die Tauernautobahn, die die Alpen über- und durchquert
wo der Mensch überall baut, eindrücklich! Die Untersbergbahn, vom Gipfel hätte man eine schöne Sicht über Salzburg...
in die Nacht hinein, bald sind wir auf der Alpensüdseite
so einsam ist man allerdings selten, die Tauernautobahn gehört zu den wichtigsten Nord-Süd Verbindungen in den Alpen. Tankstelle Tauernalm.

Geometrische Mauerkunst in Prevalje, das an der slowenischen Grenze zu Oesterreich liegt, Sabina schaut noch etwas skeptisch auf die Weihnachtstage
jedem seine Insel! Eine Stockente im reissenden Fluss Meza, der durch Prevalje fliesst
der Bahnhof von Prevalje: Zürich HB - Prevalje per Zug: Nur 11 Stunden mit 3 mal umsteigen! Wäre ja fast eine Alternative!

Nach feuchtfröhlichen Tagen und 3 Kilos mehr auf den Rippen geht's wieder Richtung Schweiz!
Hier bei Spittal an der Drau. 9 - 11 Stunden dauert die Fahrt zurück, je nach Verkehr.
am 28. Dezember hatten wir sehr wenig Verkehr, ob's an den Benzinpreisen lag? Euro 1.99 für Normalbenzin an der Raststätte Landzeit Tauernalm
der Sunshine-Shuttle bei Flachauwinkl, hier soll Hermann Herminator Maier seine ersten Schwünge in den Schnee gezaubert haben
man würde ihn von der Autobahn aus erkennen:-)
kein Stau am Walserberg, fast beängstigend
heftiger Regen nach Salzburg, die meisten fahren angepasst, nur der Fahrer mit deutscher Diplomatennummer nicht!
einsamer Kanute auf dem Chiemsee
kurz vor der Ueberquerung der Amper, ein schöner Fluss in Bayern. Immer wieder nehmen wir uns vor, dass wir irgendwo Halt machen und übernachten. In 25 Jahren noch nie geschafft:-)! Der Stalldrang ist einfach zu gross!
bald hat uns die Schweiz wieder, auch hier nehme ich mir jedes Mal vor, die Säulenhalle der Raststation zu fotografieren...

zurück in der gelobten Schweiz: ein herrliches Foto für Verschwörungstheorien, der Himmel über Dietikon
der Zwergtaucher kriegt den Hals nicht voll... naja, da ist er ja bei Weitem nicht der Einzige...
auch Sabinas Lieblingsschwan? Leider wohl ein Tumor oder Bruch, der Wildhüter meinte, von einem Kampf
Witwe Nötzli auf Bräutigamschau? Jedenfalls erstrahlt sie wieder in voller Pracht
ein Prachtweib
es geht auf den Frühling zu, die Gänsesägerin hat schon ein Auge auf 'nen Erpel geworfen
der Gänsesäger-Erpel ist sich seiner Schönheit wohl bewusst
auch die Taucherli oder Blässhühner werden wieder angriffig...
Das hier geniesst trotzdem die allerletzten Strahlen des Jahres 2021!
Das Gegenlicht kommt von der Nötzliwiesen-Witwe...
die Kormorane sind nicht so häufig anzutreffen wie letztes Jahr, immer wieder auf und davon
dafür haben sich die Möwen prächtig vermehrt
nicht unbedingt zur Freude der Nötzliwiesen-Herrscherin
dieser Jungschwan sollte sich in acht nehmen, sie hat momentan eher schlechte Laune... 
Im Ernst, die Zeit ist reif, um ihre Nachkommen mit Schimpf und Schande und wenn nötig mit Gewalt von ihrer Wiese zu verjagen. 
Hoch auf einem Baum trocknet der Kormoran sein Gefieder
Ein Gänsesäger im Marmori-Weiher, die roten Streifen stammen von einem sich spiegelnden Hochhaus im Hintergrund
auf den Hund gekommen, ein Akita betrachtet die Enten gespannt, Hachiko, der Film, beschreibt die unglaubliche Treue dieser Hunde zu seinem Herrn
es ist sicher nicht immer leicht, eine Möwe zu sein, aber Konkurrenz hält bekanntlich fit
in Anbetracht der eher wenigen Vogelarten an der Limmat besuchte ich einen Stall
leider keine Ahnung wie dieser Charakterkopf heisst
das ist ein weisser Pfau
don't mess with chicken
ich fiel fast in den Hühnerdreck, auf diesen Goldfasan war ich nicht gefasst, wow, was für eine Mähne!
wie in einem chinesischen Hinterhof, so stelle ich mir die jedenfalls vor. Der Goldfasan kommt in der Wildnis leider nur in China und England vor.
die Barbarie-Ente, die im Internet keinen Wiki-Eintrag hat, dafür viele Kochrezepte:-). Nun, der Erpel kann gut und gerne 4 Kilogramm wiegen.
man nennt sie auch Moschus- oder Warzenente! Ich finde, er ist eine Schönheit...
die Graugans beäugt einem skeptisch, man sagt, sie seien wie Wachhunde
Ronny fotografiert lieber richtiges Wildlife!
dann aber stolperte ich fast über diese Mandarinente, natürlich ohne meine Kamera dabei (hier Handy I-Phone 8), also schnell heim und nochmals an die Limmat
natürlich der Erpel, mit Sprüchen, "ist halt wie bei den Menschen, er ist einfach der Schönere", gewinnt man aber keinen Blumentopf bei den Passantinnen:-)
schon 1745 wurden Mandarinenten von China nach Europa transportiert, trotzdem hat es gemäss Vogelwarte Sempach nur 10-30 brütende Paare in der Schweiz
Er ist im Prachtkleid, leider weit und breit kein Weibchen...
...dafür posierte er für mich
ein kurzer Schwumm (danke!)
von Face to Face
wenn man von Schönheit spricht...!
nicht nur ich hatte das Gefühl, dass der Erpel sich seiner Schönheit bewusst ist
er ist zwar handscheu, aber trotzdem zutraulich und liebt es, einem zwischen den Beinen durchzurennen
er ist kleiner als eine Stockente, hat aber auf der Wiese so ziemlich das Sagen!
auch am zweiten Tag hielt er still
Was? Schon fertig?
dieses Bild habe ich bis vor ein paar Tagen noch nie gesehen, er gründelte seelenruhig weiter!
mittlerweile gehört es aber zur Belustigung der Zuschauer an der Nötzliwiese
Mein Gott, wo bleibt des Schwanes Stolz???:-))
Möge man uns im 2022 möglichst wenig auf dem Rücken 'rumtrampeln!

so long guys

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für die tolle Reise und die wie immer tollen Aufnahmen.
LG Klaus

Anonym hat gesagt…

Mag den schlichten Stil Deiner Reise Bild-Reportage nach Slowenien. Und dank Dir habe ich zum ersten Mal von Heinz Landolt gehört.
Meinerseits bin ich fotokünstlerisch auf einen anderen Schweizer Fotografen namens Heinz gestoßen: Karl Heinz Weinberger’s: « Halbstarke », meine neuste Akquise. Check ist out!
Gruss Christian

Anonym hat gesagt…

Hoi Guggi

Eine wirklich reife Leistung, gratuliere! Toll, der einfühlsame, schöne Nachruftext, der den Unterschied zwischen Fotografie als Kunstform und Fotografie als Dokumentation herausschält - direkt gefolgt von einer eigenen, eindrücklichen Reportage. Deine Freunde im Dietiker Wasser sind farbiger und irgendwie expressionistischer geworden; auch das finde ich eine bemerkenswerte Weiterentwicklung.

Ich glaube übrigens, dass es den Lesegewohnheiten einer Mehrheit besser entspräche, wenn die Bildlegenden - wie in allen Drucksachen und Online - jeweils UNTER den Fotos stehen würden; so haben Betrachter die Möglichkeit, sich vorab selber "ein Bild zu machen", bevor sie mit der Erklärung/Interpretation durch den Fotografen konfrontiert werden.

Anonym hat gesagt…

💫👏👏👏

Anonym hat gesagt…

Cool - jetzt gab ich ihn endlich gelesen - congrats, S.

Anonym hat gesagt…

Lieber Gerold
Vielen Dank für Link und Frage!
Die Bilder der Reise nach Prevalje haben mich an eine eigene Reise bis fast dorthin erinnert. War an einem Kongress „Brandverletzung, neueste Behandlungsmethoden“ in Tröpolach. Bin mit dem Zug hingereist, war eine sehr schöne l a n g e Fahrt. Schönes Hotel (Falkensteiner Carinzia). Wunderschöne Gegend!!
Deine Bilder sind „packend“ und sehr beeindruckend. Die beiden des Schwans haben mich speziell fasziniert, der Ausdruck dieses Vogels ist unglaublich. Auch Schwanenkampf und die Kormorane sind stark!! Die Vogelwelt hat viel zu bieten, wenn man die Kunst des Fotografierens beherrscht. Tobias