Posts mit dem Label Grand staircase escalante national monument werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Grand staircase escalante national monument werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

11. August 2010

Grand Staircase Escalante National Monument or hangin' around in Cannonville

Lizard on colored dry wood in Red Canyon

Grand Staircase Escalante National Monument, Utah
19. Juli 2010 - 18. August 2010

Guten Morgen Europa! Ich bin heute um... Das Wichtigste habe ich im letzten Post vergessen. Wie viele Meilen man pro Tag gefressen hat. Der Vollständigkeit halber, wir sind bei etwa 7000 Meilen. Ganz langsam müssen wir aufpassen, dass wir nicht doch noch Spitzenreiter in einem Rekordbuch werden: In möglichst vielen Tagen so wenig wie möglich sehen!

2 Wochen war ich ausser Gefecht und die letzten 10 Tage war das Wetter mässig. So auch letzten Samstag, als wir mit John and Marsha, dem Besitzerehepaar des KOA Campgrounds, auf einen wunderschönen Hike wollten. Sogar die beiden Cracks meinten, es sei wegen möglichen Flash Floods zu gefährlich. So verpassten wir den Zebra Canyon. 

Die Gefährlichkeit ist tatsächlich hoch. Das Grand Staircase Escalante National Monument ist ein riesiges Gebiet (fast 1.9 Mio Acres, 1 Acre sind ca. 4046 qm), durch das der Scenic Byway 12 führt, die erste All American Road von Utah. Von der Strasse ab führen fast ausnahmslos ungeteerte Strassen, auf denen man zu den unzähligen Arches, Slot Canyons, bizarren Felsformationen und Hikes gelangt. Die grosse Ausnahme bildet der Bryce Canyon, der bestens mit dem Auto zu erkunden ist. Ebenso der Red Canyon. Auf der 12 durchfährt man diesen.

Jeder Ranger und jeder 4x4 Vermieter macht darauf aufmerksam, dass man erstens genügend Wasser mitführen und zweitens das Wetter beachten soll. Das Perfide ist: Zum Teil beginnen die Tage mit strahlend blauem Himmel und hohen Temperaturen. Innert Kürze zeugt aber Donnergrollen von einem nahenden Gewitter und die darauf folgenden Regengüsse können ganze Canyos überschwemmen. Von zu Hause haben wir erfahren, dass 5 Schweizer Glück hatten, als sie im Antelope Canyon vom Wasser überrascht wurden. 

Weniger Glück hatte ein 32-jähriger Grieche, der am Horseshoe Bend bei Page zu Tode gestürzt ist. Er stand auf einem Felsvorsprung und fotografierte den Bend. Der spröde Felsen gab nach und er fiel 200 Meter in die Tiefe.

Das ist doch schon der 2. Todesfall an einem Ort, den wir selber besucht haben. Die Tourismusindustrie hat wohl kein Interesse daran, dass solche Unfälle publik werden. Jedenfalls meinen Einheimische, dass es in den letzten Jahren mehr Todesfälle beim Angels Landing im Zion NP gab, als die Statistiken ausweisen.

Grand Staircase Escalante NM ist atemberaubend schön. Ich kann da schon verstehen, dass Besucher, die nur einen oder zwei Tage hier verbringen, ein hohes Risiko eingehen, um an die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Zum Beispiel die Cottonwood Canyon Road: Sie ist die kürzeste Verbindung zwischen Bryce Canyon und Page am Lake Powell und zusammen mit der Hole in the Rock Road eine der beliebtesten dirty Roads. Auf dieser Strasse liegt der berühmte Grosvenor Arch und weiter gelangt man zur Wave, die bildlich weltberühmt ist, aber pro Tag nur 20 Personen besuchen dürfen. Die Strecke misst ca. 60 Meilen, ist ungeteert und nach Regenfällen schnell unpassierbar. Ich bin sicher, dass viele zwar reinkommen, aber nicht mehr raus... am gleichen Tag.

Hätten wir nicht umgekehrt, wäre dies auch uns passiert. Die Strassen werden dann aber für Tage unpassierbar und wenn man zu wenig Wasser mitnimmt, kann die Situation sehr schnell lebensbedrohlich werden, erreichen doch die Temperaturen auch in dieser Höhe (ca. 1800 – 2000m) schnell 30 Grad und mehr.  Und wer nimmt schon 3.7 Liter Wasser pro Person und Tag mit? Ohne GPS Alarmsender ist man verloren, da normaler Handyempfang kaum möglich ist.

Die Gegend gewinnt immer mehr Anhänger, ist aber immer noch dünn besiedelt. Panguitch ist die Bezirkshauptstadt mit ca 1800 Einwohnern und etwa 60 Meilen NW vom Bryce Canyon entfernt. Die Familie, die das Ruby’s Inn beim Eingang auf 2323 Metern Höhe des Bryce Canyons beherrscht, ist in der Gegend gar nicht beliebt. Kein Wunder, haben die es doch geschafft, dass ihre kleine Siedlung seit 2007 als Stadt gilt. Das hat den nicht unerheblichen Vorteil, dass die meisten Verkaufssteuern zurück in die eigene (Stadt-)Kasse fliessen.

Die Gegend lebt von der Landwirtschaft und dem Tourismus. Tropic, das nächste Dorf nahe des Bryce’ Richtung Torrey, zählt ca 200 Einwohner. Cannonville 148 und Henrieville 160. Escalante, der grösste Ort im GSCENM auch nur 800. Bis Torrey gibt es nur noch Boulder mit 180 Einwohnern. Von Panguitch nach Torrey sind es 131 Meilen (auf der 12). 

Mit dem Bartträger, dem Mitarbeiter im Camp, haben wir uns angefreundet. Er hat uns schon seine Bleibe gezeigt und uns auf einem kurzen Hike begleitet. Getauft wurde er auf Billyboy Junior, nennt sich heute aber Pat Bender und ist eigentlich Fotograf. Darum hat er mit mir über meine neue Kamera (Canon EOS 7D) und den Vorzügen von RAW/JPEG Aufnahmen diskutiert. Viele, die wir bis jetzt kennengelernt haben, überraschen uns immer wieder mit ihrem Wissen und den Tätigkeiten, die sie schon ausgeübt haben oder ausüben.

Allerdings hat er die 1% Chance auf einen Hike mit Sabina selber zunichte gemacht. Als er mit den Worten „I have a friend, she’s looking like you“ begann, meinte ich zu hören, wie ein Bogen gespannt wurde. Und er schoss den Pfeil ab! „But young!“ Das hat seine 1%ige Chance durch die Unendlichkeit geteilt! 

Er ist aber ein lieber Kerl und im Skype als Nude Harley zu finden... Ein FKK-Freak! Wer hätte das gedacht... Er wollte uns in Tropic ein kleines Ruby’s Inn schmackhaft machen. Ein Komplex mit Restaurant, Motel und Campground und das alles für eine halbe Million weiche Dollars! Noch etwas zu früh für uns!

Nach über 3 Wochen auf dem selben Campground sind wir natürlich bei den Locals bekannt. Aber erst als sie den gemieteten und völlig verdreckten Jeep gesehen haben, auch anerkannt. Vorher taten sie uns wohl als Beckenrandschwimmer ab. So einfach schafft man sich einen Ruf! Mit dem Jeep haben wir 3 Tage die Schotterstrassen der Gegend befahren. Es macht ganz einfach Spass. Sabina hielt sich tapfer, ist es doch auf dem Beifahrersitz nicht so gemütlich wie am Lenkrad. Etwas spät, nämlich nach Rückgabe, habe ich die Geschwindigkeitsbeschränkung von 35 Meilen auf unpaved Roads im Vertrag bemerkt. So ein Pech...
 
Das Leben auf einem Campground spielt sich erstaunlich ruhig ab. Die „quiet hours“ von 10pm bis 8am werden eingehalten. Nicht mal eine Horde Holländer hat an diesem Gesetz gerüttelt. Mit den europäischen Ferien sind die Amerikaner in der Minderheit. Den grössten Anteil an Touristen machen die Franzosen aus. „C’est le ton qui fait la musique“ aber muss der bei Franzosen immer so laut sein?

Vier Gesellschaften gibt es. Die Elite, mit den bis zu einer Million Franken teuren Bussen, die einen grösseren Jeep hinter sich herziehen und niemanden grüssen. Dann die 5th Wheels oder Travel Trailers mit Zugfahrzeug und die, die mit dem Zelt reisen. Die mit den Motorhomes gehören zur Vierten, das sind alles ausnahmslos Gemietete. Die Aufzählung ist aber nicht wirklich wertend...

Was wir in unserer Zeit in Arizona und Utah nicht gesehen haben: Stechmücken und Schwarze. Allerdings mussten wir lernen, dass es eine stechende Fliegenart gibt, die nicht von den normalen Schmeissfliegen zu unterscheiden ist und die evtl. auch meine Entzündung am Fuss ausgelöst haben könnte. Schwarze Mitmenschen sind extrem in der Minderheit. Woran das liegt? Keine Ahnung.

Genau so gering an der Anzahl waren die Reaktionen auf meine erste Kurzgeschichte (in Links zu finden, hm). Von einem Schriftsteller und einem Journalisten wurde sie gelobt. Von einer Leseratte verrissen. Meine Schwester fand sie amüsant... Das Gesetz, von Kritikern gelobt, beim Publikum durchgefallen, stimmt vielleicht wirklich!?

Ueberrascht wurden wir von Mona und Bob, unsere ehemaligen Nachbarn auf dem Campground. Sabina erhielt über Facebook eine E-mail von deren Sohn. Seine Eltern hätten uns in guter Erinnerung und wenn wir dann mal in LA wären, sollten wir sie unbedingt besuchen. Sie wohnen in Long Beach und würden mit uns gerne die Huntington Beach unsicher machen! Und das wegen 2 CDs und der Nachfrage, ob es ihnen gut gehe, als wir bis 1 Uhr nachmittags nichts von ihnen gehört hatten...!

Auch meine ich mich zu erinnern, dass die Frage der Amerikaner „how are you“ oder „howdy“, wie es der Südstaatler sagt, für uns als reine Floskel galt. Dem ist gar nicht so, aus dieser Frage ergeben sich nicht selten längere Gespräche.

Das Aussergewöhnlichste an unserer Reise ist aber das Verhältnis von Sabina und mir. Klar, wir waren schon Mini-Twins in der Schweiz. Aber mit getrennten Schlafzimmern, die wir immer als Grund unserer gut funktionierenden Ehe ansahen. Dies war er aber offensichtlich nicht.

Mittlerweile liebe ich die Gepflogenheiten der Amerikaner. Die extrem langen Oeffnungszeiten, die kurze Wartezeit im Restaurant von der Bestellung bis zur Bezahlung, den „home-delivery-service-wherever-you-are“ von Bud Light und dass sie auch mal mit unkonventionellen Methoden falsch Fahrende informieren…!

Grand Staircase Escalante National Monument bietet genau so viel wie Moab. Mit dem Unterschied, dass die „Spots to see“ meistens nur über ungeteerte Strassen und Dutzende von Meilen oder sogar nur mit Kletterausrüstung und Neopren-Anzügen zu erreichen sind. Gut zu erreichen sind die Hikes im Red Canyon und fast schöner als die im Bryce.

Relativ leicht erreichbar sind der „Devils Garden“ und der „Dance Hall Rock“ über die „Hole in the Rock Road“. Wenn man in Eile ist, erscheint der „Dance Hall Rock“ als Miniatur-Ayers-Rock und nicht der Rede wert. Geht man aber ein paar Schritte, dann steht man plötzlich auf einem unwirklich anmutenden Felsen, der von Löchern übersäht ist und immer wieder neue Felsformationen sich dem Auge erschliessen, in denen kleine Miniatur-Welten völlig abgeschlossen ihr Dasein geniessen.



auf dem Scenic Byway 12
in Cannonville beim KOA Campground
bei Tropic Richtung Osten
ein Wadi bei Boulder
auf dem Burrtrail bei Boulder, die La Sal Berge am Horizont
gewaltiges Donnern war hörbar
auf der Cottonwood-Road beim Ku-Klux-Klan
recht bekannt: Der Grosvenor Arch
das Kodachrome Basin, den Namen erhielt die Gegend von einem Filmdreh
viele "dirt Roads" sind nach solchen Gewittern unpassierbar
Shakespeare's Arch
Mount Rushmore für Unbekannte?
das wird ein schönes Bild...
Foster's, Konkurrenz der Familie der Ruby's, naja, die haben eigentlich keine Konkurrenz

Skyline von Escalante vom Petrified Forest 
Petrified wood
die berühmte Felsformation "the Dragon", dessen Kopf aber Jahre später einstürzte
auf dem Mossy Cave Trail
auf der Cottonwood Road
Swiss Chocolate, war das ein Spass, die Reinigung dann eher weniger

der KOA Cannonville verfügt über einen schönen Pool

Beide hatten ihren Spass...
was will man mehr? Home-Delivery auf dem Campground
ja gut, aber welche dann? (Utah 143)

Red Canyon, Utah nahe Panguitch (9 Meilen)
9. August 2010

Ziemlich bekannt, Red Canyon Arch auf der Scenic 12 (UT 12)
Ziemlich unbekannt: 15 Minuten vom Scenic Byway 12 entfernt: Der Red Canyon
Niki de Saint Phalle?
die Felsformationen gaben dem Canyon den Namen
hier könnte man ewig verweilen
nur wir zwei Seelen auf dem ganzen Hike

fast wie die "Wave", hier Devils Garden
Der "Dance Hall Rock" auf der "Hole in the Rock Road" (HITRR)
Da von der Road aus nicht ersichtlich, verpassen viele die dahinter liegende Szenerie
unwirklich
Manchmal bleibt nur noch Staunen
wunderschöne Gegend
wunderschöne Szenerie hinter dem Dance Hall Rock
so long guys


29. Juli 2010

Scenic Byway 12, Bryce Canyon oder von Aerzten, einem Trucker und argen Nächten

Vom Friedhof in Henrieville Richtung Niemandsland

Moab und seine unglaubliche Umgebung ist noch in unseren Köpfen. Wenn man Moab verlässt, steht am Ende des Dorfes: Don’t cry because it’s over, smile because it happened!

Wir kehrten nach Torrey, dem Ausgangspunkt für den Capitol Reef National Park, zurück. Der Campground bietet dem Besucher eine herrliche Wiese, auf der wir stundenlang Frisbee spielten. Sabina ist mittlerweile ein Frisbee-Pro und ich (wegen der Höhe von über 2000 Metern) lief zur Topform auf. Ein Energieanfall liess mich über die Wiese sprinten, da staunte nicht nur Sabina: "Wow, so schnell hab ich Dich noch nie gesehen, Du gehörst sonst doch  eher zu den Behäbigen!" Ach ja, so seh' ich mich gar nicht...! Aber sogar Amerikaner unterbrachen gemäss Sabina ihr Footballgame und staunten über einen weissen Sprintstar! Ich war wirklich extrem schnell!

Nach einem kurzen Hike im Capitol Reef verliessen wir Torrey zum zweiten Mal und wohl für immer und fuhren auf dem Scenic Byway 12 nach Cannonville, nahe dem Bryce Canyon.

Die Strasse führt durch das Grand Staircase Escalante National Monument, den Escalante Petrified Forrest, Richtung Kodachrome Basin (der Name kommt von einem Kodak-Filmdreh), Bryce und Red Canyon. Auch in dieser Gegend gibt es unzählige Hikes und unbekannte Canyons.

Im Campground von Cannonville, einem 148 Seelenkaff, 1750 Meter hoch gelegen und ohne Natelverbindung, frönten wir unserem neuen Hobby, dem Frisbee-Spielen. In fortgeschrittenem Alter auf Geröll hin und her spurten ist nicht sehr weise. Ich büsste dies mit  zwei Tagen Fussschmerzen. Trotzdem besuchten wir Ruby’s INNs Rodeo. Wer eine Riesenshow erwartet, wird enttäuscht. Das war angenehm bescheiden, dafür die Leistung top. Die Kollegen der Reiter gingen mehr mit als das Publikum!

Ruby’s Inn herrscht über den Eingang zum Bryce Canyon. Zwar erhielten wir das Gefühl von einem Retortenort, aber es wurde vor bald 100 Jahren von Reuben, einem Entdecker des Bryce’, gegründet. Heute besteht der Ort aus mehreren Motels, Einkaufsstrassen, einer Rodeo-Arena, Gasstations, Waschanlagen und Souveniergeschäften! Und wird immer noch von der Familie des Gründers beherrscht. Ihr Beliebtheitsgrad in der Umgebung gleicht allerdings den frostigen Temperaturen, die über 200 Tage im Canyon herrschen.

Am Freitag war ich wieder fit. Wir fuhren in den Bryce Canyon hinauf! Der Eingang des Canyons liegt auf über 2000 Metern Höhe. An der Kante des Canyons geht es 16 Meilen an mehreren Aussichtspunkten vorbei, bis man am Rainbow Point steht, auf 2750 Metern Höhe um eine grandiose Aussicht zu geniessen.

Den direkten Zugang von der Strasse zu den Aussichtspunkten im Bryce schätzen die Besucher am meisten. Ein wahres Paradies für gehfaule Touristen! Die Stars der Szenerie sind die vielen Hoodoos, die dem Wasser trotzen konnten und wie erigierte - genau - in den Himmel starren.

Es wird einem nie zu wohl. Am nächsten Morgen konnte ich mit meinem linken Fuss nicht auftreten. So blieb es vorerst bei der Vorfreude auf Hikes und Jeep-Ausfahrten.

Da der Fuss geschwollen blieb, ging ich zum Arzt. Arztbesuche sind immer etwas speziell. Als ich vor  über einem Jahr mit Kniebeschwerden bei Dr. Oberholzer in der Pyramide am See zur Röntgenbesprechung antrabte, empfing er mich mit den Worten: „Na, das hat sich ja gelohnt!“ „Gelohnt?“ „Ja, sauberer Kreuzbandriss!“ Gelohnt? Sauber? Glücklich zeigte er mir die seiner Ansicht nach hervorragenden Bilder. „Gelohnt“ verstehe ich heute noch nicht ganz, aber sauber. Damit meinte der Herr Doktor zwei schwer erkennbare, faserartige Gebilde. Aber eben, ganz durch!

Dies war wenigstens eine klare Diagnose. Bei meinem ersten Besuch war er sich gar nicht sicher. Gross konnte ich ihm auch nicht weiterhelfen, beantwortete ich doch seine Frage, ob ich schmerzempfindlich sei, mit: „Meine Frau meint ja. Ich nein!“

Immerhin, nach einer 2. OP und etwas mehr als den 6 „versprochenen“ Monaten ist das Knie soweit wieder okay. Aber heute wäre ich vorsichtiger, wenn mir einer mit „Routineoperation“ kommt. Operationen sind heikel und vielfach heisst es „nach der Operation ist vor der Operation“!

Nun, Cannonville Dr. Millers Diagnose war eindeutig: „Your foot is swollen!“ Bemerkenswert, dass ein Arztbesuch sprachlich nicht sehr anspruchsvoll ist. In Deutsch ja ebensowenig. Die Diagnose, die einer stellt, ist erst einmal simpel. Aber ich kann das begreifen.Wenn er mit dir in die Details gehen würde, hättest du das nötige Wissen nicht, und wenn du es hättest, so wüssten beide, dass er einfach eine Möglichkeit aus 150 verschiedenen aus der Trommel gezogen hat...

Immerhin ist kein Knochen gebrochen. Er verschrieb mir starke Tabletten. Nach über einer Woche Geschwulst im Fuss wird man ein bisschen nachdenklich. Und so starrte mich die Warnung auf der Packung der Tabletten förmlich an. Die Chance für Herzrhythmusstörungen, einen Herzinfarkt oder einen Gehirnschlag sei bei Einnahme dieser Drogen deutlich erhöht. Und wenn du weiter liest, bist du froh, wenn du mit vernachlässigbaren Magenblutungen aus der Geschichte rauskommst!

Und wenn man schon mal auf dem Trip ist, muss man natürlich auch im Internet um Rat suchen. Das dauert allerdings nicht allzu lange. Denn nach ein paar Seiten wird dir klar, dass du nur aus purem Glück noch am Leben bist und deine Zukunft die Fröhlichkeit eines zum Tode Verurteilten ausstrahlt!

Dann kommt die Nacht. Mit schmerzendem Fuss liegst du da und die Gedanken beginnen zu kreisen und schon bald sind sie beim allerletzten Blogeintrag. Soll ich schwarz und in grossen Buchstaben „in dedication to“ mit einem Bild, auf dem ich mir besonders gefalle, aufschalten? Oder etwas schlichter, ein Bild, geschossen auf einer Wanderung in Flagstaff, auf dem ich auf das „END OF TRAIL“-Täfelchen zeige? Schlicht und einfach, passt doch zu mir.

Soll ich mich bedanken? Da käme Sabina natürlich an oberster Stelle, gefolgt von denen mit den meisten Blog-Kommentaren... oder soll ich schonungslos Abrechnen? Das hätte schon seinen Reiz. Spontan fällt mir der alterslose Bartträger ein, ein Mitarbeiter des Campgrounds, der Freude an Sabina gefunden hat und wann immer möglich mit seinem Golfwägelchen auf einen Schwatz vorbeikommt und Sabina zum Wandern eingeladen hat, schamlos meine momentane Schwäche ausnützend…!

Wichtig wäre mir eine coole Grabinschrift. Soll ich eine klauen? Bei Sinatra zum Beispiel „The best is yet to come“? Oder „I' ll be not back right after this...“? oder eine eigene „Eigentlich wäre ich jetzt gerne wieder Personalberater“? Oder gar einen Trinkspruch? Würde ja auch gut zu mir passen; „Wo früher meine Leber war, ist heute eine Minibar!“ mit dem Zusatz, „die habe ich auch noch geleert...“... Bis mir einfällt, dass ich als Agnostiker und Kirchenaustreter gar keinen Grabstein zu Gute habe.

Weiter geht die fröhliche Runde in diesem kleinen Mehrzweckzimmer, in dem sich Sabina rittlings schon mal den Kopf am Einbauschränkchen stösst, das mir im Moment aber eher wie meine endgültige Gruft vorkommt. Es hämmert und pulsiert im Fusse. Aber irgendwann muss ich eingeschlafen sein und am Morgen trotz allem erwacht. Zwar immer noch mit schmerzendem Fuss, aber einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont meine ich auszumachen....

Vor allem da ich die unverwechselbare Stimme unseres Nachbarn höre, Bob, ein pensionierter Trucker aus LA, der mit seiner Frau Mona und zwei Hunden wieder mal on the road ist. Der hat schon viel Schlimmeres hinter sich. Neben 2 Herzinfarkten mit 4 Bypässen, zwei künstlichen Knies „hey, cut the bone here and here, the rest is not mine“ und uns ins Herz geschlossen hat.

Wir verdanken seine Zuneigung dem Schenken zweier CDs. Cowboy-Songs. Mittlerweile stehe ich ja auf Country, aber Cowboy-Songs? Im Vergleich zählt Anneliese Rothenberger zu den Hardrock-Gören! Und dieser grosse, schwere Kerl mit seiner rüden Sprache liebt diese Songs innig. Er erzählt auch gerne aus seinem Leben, unterstützt von seiner Frau Mona. Als er aber stolz davon sprach, dass er als Trucker in LA in all den Jahren jede Nacht zu Hause verbracht habe, gab's keinen Kommentar von ihr!

Zum Abschied schenkten sie uns 220 Mio Jahre alte Sandstein-Glas-Untersätze. Echte Schnüggel, die zwei. Sabina wurde von beiden mächtig geherzt, ich musste bettlägrig leider passen...

Meine erzwungene Untätigkeit hat so seine Schattenseiten. So wird Sabinas Bewegungsdrang arg gebremst. Daher schleppe ich mich fast jeden Morgen an den Swimmingpool, um meinem Hämsterchen ein bis zwei Stunden ins "Laufrad" zu verhelfen.

Ebenfalls wird der Wohnwagen von innen gründlich gesäubert. Sollte ich noch länger ruhen müssen, befürchte ich eine grosse Zerlegung unseres Wagenparks. Mal sehen wie das weitergeht! Wir haben heute verlängert und damit den Langzeitrekord gebrochen, mehr als 2 Wochen war noch niemand auf diesem Campground!

Grand Staircase-Escalante National Monument oder Cannonville und Bryce Canyon Nationalpark, Utah
19. Juli 2010 - 18. August 2010

Blick von einem Rastplatz nahe Escalante in die Schluchten der Gegend. Von Moab nach Cannonville beim Brice Canyon sind es etwas über 250 Meilen. 
Utah's Scenic Byway 12, wohl eine der schönsten Strassen der Welt.
Blick auf die Felsformationen des Grand Staircase Escalante National Monuments auf dem Scenic Byway 12.
 Das Kodachrome Basin, ganz in der Nähe vom Bryce Canyon.
Der Red Canyon ist der kleine Bruder des Bryce Canyons.
Der Red Canyon, nur ein paar Meilen vom berühmten Bryce Canyon entfernt, mit einem seiner berühmtesten Motive.

Ein Profi mit stupender Technik und Teilnehmer des Rodeos von Bryce Canyon City.
Der hielt sich ziemlich lange oben. 8 Sekunden ist das Ziel, das die meisten Reiter nicht erreichen.
Auch die Jüngsten geben alles!
A seat with a view! Rainbow Point, 2778 m.ü.M., höchster Punkt des Bryce Canyons
"Hoodoos" werden die Felssäulen genannt.
Das Amphitheater des Bryce Canyons.
Die Gewitter in dieser Gegend sind brachial.
End of Trail, hoffentlich für uns noch lange nicht (Flagstaff).
Für meinen Gechmack etwas zu nah... der "Nude Harley Driver" (kein Witz) suchte als Campmitarbeiter vom KOA Cannonville dauernd die Nähe von Sabina.
Mona und Bob. Have a safe trip home!
Ein Gichtschub hat mich erwischt!

so long guys