may I introduce you to Kansas?
Seit Stunden zogen die gelben, braunen und manchmal auch grünen Felder an uns vorbei. Ueber 400 Meilen von Denver, Colorado nach Salina, Kansas. Vom Zürichsee nach Prevalje, Slowenien, wo die Eltern von Sabina wohnen, ist es etwa gleich weit. Dort fahren wir aber am Walensee entlang, über den Arlberg, durch’s Inntal, nach Kitzbühel über den Trunpass, durch den Felbertauerntunnel, ins Mölltal nach Spittal, ein Stück auf der Tauernautobahn, am Wörthersee vorbei, von Klagenfurt nach Völkermarkt und durch die Wälder über die Grenze nach Slowenien. Von Denver nach Salina ändern sich nur die Schattierungen der Felder, die links und rechts bis an den Horizont reichen. Eine Prärie, die früher von Millionen von Bisons bevölkert wurde. Heute sieht man nur noch ganz wenige.
Einen ganzen Tag geht es nur gerade aus. Von der Mile High City in sanften, fast unmerklichen Stufen nach Salina, auf eine Meereshöhe wie der von Zürich. In diesen Stunden fühlst du dich schwerelos. Die Strasse verliert sich am Horizont, der eigene weitet sich und die Gespräche mit meiner Lebensgefährtin drehten sich um Romantisches und Banales, um das Leben und den Tod, um Vergangenes und um die Zukunft. Das Radio spielt die Musik des Westens und in Kansas geben sie am Ende der Nachrichten keine Aktienkurse durch, nein, du hörst die Weizenpreise des Chicago Board of Trade, 1848 gegründet und eine der weltweit grössten Terminbörsen für Getreide und Schweinebäuche. Ein Stück Amerika wie in einem Roadmovie, aber verstärkt durch die Wirklichkeit.
Der Südwind blies heftig, mit Böen bis zu 50 mph. Mit der gewonnenen Erfahrung steuerte ich unser Gespann mit Leichtigkeit durch der Winde Unbill. Vorbei die Zeiten, als ich bei jedem Stoss mit klammen Händen und gespreizten Beinen dem Wind trotzte. Nur meine Eier bekomme ich nicht unter Kontrolle. Die ziehen sich immer noch hoch. Aber welcher Mann hat diese Gegend jemals im Griff? Allerdings macht einem die Fahrt auch schläfrig. Dumm ist, wenn man erst erwacht, wenn das Gespann über die Wiese rattert, den Graben überspringt, und wie in einer Steilkurve den Hang entlang schlittert. Das ist uns natürlich nicht passiert.
Spät in der Nacht sind wir in Salina angekommen. Das geografische Zentrum von Amerika: 1700 Meilen von Portland in Maine, Miami, San Diego und Seattle entfernt. Aber in Salina sahen wir auch die Probleme der USA, eine Stadt ohne grosse Vergangenheit und ungewisser Zukunft. Gegen 50'000 Einwohner, aber kein Haus ist frisch gestrichen, viele stehen leer und zum Verkauf. Heruntergekommen die Stadt und ohne Perspektiven die Ansässigen. Schnell verliessen auch wir Kansas, aus dem indianischen Kansa, für Ort des Südwindes und von den Weissen der Sunflower State genannt.
Oklahoma, der „Sooner State“ ist seit 1907 der 46. Staat der USA und bedeutet „Land des roten Mannes“. Bis spät ins 19. Jahrhundert wollten sich keine weissen Siedler niederlassen. Das Gebiet wurde den Indianern zugesprochen und diese wurden auch mal zwangsweise dorthin verfrachtet. Aber Okla lag an einer Route, die von Osten in den Westen führte und immer mehr Reisende gelüstete es zu bleiben. 1885 wurden Verhandlungen mit den Indianern aufgenommen. „Unterschreib oder stirb!“ nehme ich jetzt mal an. Es setzte der Oklahoma Land Run ein. Wie immer gab es einige, die die Gesetze brachen und ohne Erlaubnis sich schon früher niederliessen. Früher = sooner... der Sooner State...
Dürreperioden und Sandstürme setzten der Bevölkerung aber zu. Heute führt die Interstate 40 durch die Stadt, die frühere Route 66, und wegen der schlechten Wirtschaftslage setzte ein Siedler-Exodus ein. Gut beschrieben in John Steinbecks „Früchte des Zorns“. Das Buch empfehle ich aber nur denjenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. 1928 wurde in Oklahoma Oel gefunden. Sogar im Vorgarten des 1919 fertig gestellten Capitols steht heute noch ein Bohrturm, allerdings ausser Betrieb.
Oklahoma City ist eine schöne und saubere Stadt, mit Einwohnern, die einem den Besuch des kommenden Footballgames raten, College-Football mit 90'000 Zuschauern und stolzen Sitzpreisen von 200 Bucks. Okla ist etwas grösser als Zürich mit Hochhäusern und einem 1931 erbauten Wolkenkratzer, der dem Empire State Building in New York gleicht. Das im Art Deco-Stil aus Aluminium, Granit, Glas und Marmor erbaute, 148 Meter hohe Gebäude, ist ein Bijou. In die Halle im ersten Stock, die in vergangenen Zeiten als Kundenschalter einer Bank gedient hatte, haben wir uns auf der Stelle verliebt. Am Abend mit ein paar Coors light gaben wir uns dem Traum hin, aus der verlassenen Stätte einen Club zu machen. Das alte Interieur und die Raumaufteilung wären perfekt. Vielleicht würde Brad Pitt den Club einweihen, ist er doch ein Sohn Oklahomas. Bei Tage besehen ist die Idee aber eine Nummer zu gross für uns.
Oklahoma Downtown besteht aus dem Business District, der am Abend und an den Wochenenden verwaist ist. Die angrenzenden alten Fabriken von Bricktown dienen als Amüsierquartier, mit einer Wasserstrasse durch die amerikanische Gondoliere ihre Schiffchen mit den Besuchern ziehen! Traurige Berühmtheit erhielt Oklahoma 1995, als 3 Idioten ein Regierungsgebäude in die Luft sprengten. Das Denkmal wurde schön gestaltet. Das deutsche Wort beschreibt perfekt, was man an solchen Stätten tun sollte.
Weiter ging’s nach Dallas. Unseren Plan, nach Florida zu rasen, haben wir aufgegeben. Zuviel müssten wir im Schnelldurchgang ansehen. Wir warten den Bescheid für das Visum ab. Wenn ja, ziehen wir weiter durch den Süden, wenn nein, fliegen wir aus dem zweit grössten Flughafen der Welt aus. Hier wollen wir aber auch wieder einmal ein Gym besuchen, sonst nähern wir uns noch mehr an. Sabina sich meinem Bauch und ich ihren Brüsten.
Ach ja, da gibt es noch Werner Sommer, dieser verrückte Hund und Weltenbummler. Freunde in Seattle besuchend, beschloss er nach Salt Lake City zu fliegen, einen Wagen zu mieten, nach Escalante zu düsen und den Cosmic Ashtray zu suchen. Er dachte wohl, wir flunkerten. Er war vom Felsen mehr als begeistert und konnte verstehen, dass wir in dieser Einöde beinahe unsere Reise vorzeitig beendeten. RIP hätte er wohl in den Aschenbecher gekratzt.
400 Meilen nichts als solche Aussichten
Das Kriegsende verpasst, der war in einer Bürgerkriegsuniform unterwegs
auf dem Weg nach Oklahoma
später in der Stadt, der Anwalt wollte mich zu einem Besuch eines College-Football Spiels von Okla überreden. So ein Feld-, Wald- und Wiesenspiel wohl: Uff... Zuschauerzahl immer 90'000!!!
der Regierungssitz von Oklahoma
die Front des FNC
"1931" The Club
hier würde eine Bar entstehen
Ein- bzw. Ausgang der ehemaligen Bank
wen haben wir denn da?
in der Innenstadt von Oklahoma
Bud Light wirkt!
ein schönes Dankmal
auf der anderen Seite 9:03, 9:02 explodierte die Bombe
Field of Empty Chairs (168)
wie sagt man dem? Chato
hier darf ich wieder einmal nicht rein!
altes Oklahoma
modernes Oklahoma
sogenannte rest-boots
wie Nurejev! Nicht?
Werner Sommer hat sich nach unserem Bericht vom Cosmic Ashtray auf die Socken gemacht und den Aschenbecher tatsächlich gefunden!
so long guys
5 Kommentare:
Schon wieder gewonnen - erster Kommentar !
Guter Bericht, auch wenn ich mir weitere Fotos aus dem Imbiss den du nicht besuchen durftest gewünscht hätte. Gruss Seemä
Ashtray, Guggi, wer diesen nicht gesehen hat, war nicht in den USA!!!
Nurejev, ich würde eher sagen: ein fallendes Feder mit dickem Bauch, Häuptling Nimmerrauch oder Hauswirth: Gerold, werder Sie endlich erwachsen...
FS
Na ja... super Bericht wie gewohnt in letzter Zeit, Nurejev. Aber wo er recht hat, hat er recht...Bei Imbiss Buden fängt man nicht mit zensurieren an!
Gruess Coifför
congratulations! aber JETZT darfst du bestimmt die verlängerung des visums im knack-a...-imbiss feiern, oder? lg - andrea
Danke Seemä, werde schon noch ein Puff von innen fotografieren können... Frank, reiner Neid:-), ja Jörg, sprich Du doch mal mit Sabi! Andrea, die Cheerleaders im nächsten Post müssen wohl reichen:-)
take care Guggi
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