29. Dezember 2019

Maribor - vom Aschenputtel zum Glamourgirl?

Florijanovo znamenje, Grajski Trg (Castle Square), der Platz auf dem Florian mit dem Schild die Bürger von Maribor vor Feuer schützt, im coca-colaischen Weihnachtswahn gespiegelt

Wie fast jedes Jahr verbrachten wir die Weihnachtsfeiertage in Prevalje, Slowenien. Wir fuhren am 19. Dezember auf die A3 in Dietikon, über die A96 von Lindau nach München und weiter über die A8 nach Salzburg. Ohne Halt ging's weiter über die Tauernautobahn (A10) nach Griffen, an der A2 in Kärnten gelegen. 706 Kilometer auf Schnellstrassen und nur vom Grenzübertritt Schweiz/Oesterreich unterbrochen (vergesst das Pickerl für die oesterreichischen Autobahnen nicht). Auch wenn man in München auf dem Umfahrungsring manchmal auf Schritttempo hinunter gebremst wird, erreicht man im Schnitt doch 100 km/h. Und man könnte, ohne je die Autobahn zu verlassen, noch viel weiter fahren, über Budapest bis ins ungarische Hinterland, wo sich die Fernstrassen dann doch (noch) auflösen. Vor ein paar (hundert) Jahren wäre unsere 8-stündige Fahrt eine "once of a lifetime experience" gewesen.

Weihnachten wird in Slowenien hochgehalten. Manches Dorf verwandelt sich an diesen Tagen in ein Lichter- und Backparadies. Zum Glück ist meine angeheiratete Verwandtschaft nicht gerade weihnachtssüchtig. Wenn ich mich richtig erinnere, spielten wir an Heiligabend eine Runde Dart, in der sich der Schwiegervater als Semi-Professional zu erkennen gab. Lag's am süffigen Bier oder an seinem Können? Wir hatten jedenfalls keine Chance... 

Als der Dauerregen ein paar Sonnenstrahlen Platz machte, fuhren wir das erste Mal in unserem Leben nach Maribor. 1 1/2 Stunden immer der Drau entlang. Der Fluss entspringt in Toblach, Italien, dem Nordabhang des Neunerkofels, fliesst über Lienz durch Spittal, verlässt vor Dravograd Oesterreich, durchquert Maribor und mündet unterhalb Osijek in Kroatien in die Donau. Die fischreiche Drau ist wohl der einzige italienische Fluss, der ins Schwarze Meer entwässert. 750 km lang, wird er heutzutage von seinem Quellgebiet über 510 km ins kroatische Varazdin von einem Radweg begleitet. Eine Tour, die ich gerne einmal machen möchte. Von den Drei Zinnen in die Weite Pannoniens

Maribor, mit 112'000 Einwohnern die grösste Stadt an der Drau, habe sich vom Aschenputtel zum Glamourgirl entwickelt. Dies jedenfalls gab eine slowenische Rückkehrerin im GEO von sich. Ich denke, sie und ich würden ein Glamourgirl ziemlich unterschiedlich zeichnen. Obwohl Maribor mit einer autofreien Altstadt aufwartet, die zwischen schönen Häusern zum Bummeln einlädt, die die mit 400 Jahren älteste Weinrebe der Welt ihr Eigen nennt, ausgezeichneten Wein verkauft, vielfach Musikfestivals beherbergt und stolz auf ihre Universität ist, wirkt an diesem Nachmittag vor Heiligabend fast wie ausgestorben. Abseits der europäischen Hauptverkehrsachsen ist es sicher schwierig, ein international erfolgreiches Glamourgirl zu werden. Aber eine Provinzgrösse ist sie sicher. Und vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie fotografisch nicht gerade viel her gibt. Oder?

am 19. Dezember 2019, bei 17 Grad auf der Höhe der Autobahnraststätte Rheintal am noch fast jungfräulichen Rhein, umweht von einem zünftigen Föhnwind, geniesst Sabina unsere erste Pause (iPhone 8)
unterwegs auf der Tauernautobahn A10 (Raststätte Tauernalm) (iPhone 8)

Der erste Eindruck von Maribor auf dem Studentensteg Blickrichtung Westen (Canon 5d Mark III, 24-70mm und zum Teil 70-200mm, f/2.8) bei 4 Grad Celsius um 2pm, 24.12.2019
schon lange kein Student mehr, mein Schwiegervater Damir
der Blick nach Osten, Fliessrichtung der Drau, ganze 5 Liebesschlösser, aber immerhin:-)
in der Bildmitte, die älteste Weinrebe der Welt (400 Jahre). Gut hat man mich nicht schätzen lassen: Ich hätte auf kurz nach Kriegsende getippt...
die Stari Most (alte Brücke), fast weltbekannt
am Ufer der Drau laden verschiedene Bars und Clubs zum Verweilen ein
die berühmten weissen Schwäne von Maribor (Stari Most im Hintergrund)
wenig Arbeit für die Sonnenuhr in diesen kurzen Tagen
Das Basar, innovatives Restaurant und Bed & Breakfast mit hohem Rating im Tripadvisor, cooles Innenleben!
typisch: vor Slomsk's Buchladen in das Handy vertieft!!!
Novi Svet - Neue Welt! Was vor Jahren vielleicht richtig war, ist nach Jahrzehnten wohl eher Sarkasmus pur:-)
ich aber tauchte in die ganz alte Welt ein: die Kathedrale von Maribor, keine Menschenseele weit und breit. Auch der Mitgliederschwund der Katholiken ist typisch für unsere heutige Welt. Wenn man mich fragen würde: Es war längst an der Zeit!
die berühmte Oper von Maribor, ich nehme jetzt einfach mal an, dass jede Oper in Europa berühmt ist, nicht? Mein Schwiegervater zeigte wenig Enthusiasmus...
die Universität von Maribor liegt mitten in der Altstadt, ich kann mir gut vorstellen, dass Maribor im Sommer sehr lebendig wird, obwohl Studenten ja eher still schaffende und wenig partyfreudige Mitbürger sind...😜
Gosposka Ulica, adrette Einkaufsgasse
am Parkring rund um die Kathedrale
links Schloss Maribor (mit Museum), in der Mitte der mutige Florian, der Platz wird gesäumt von Coca-Cola gesponserten Bars
Früchte und Gemüse - "Sadje in zelenjava" - Geschenk der Natur - "DAR NARAVE"
man bezahlt für diese Köstlichkeiten aber trotz der weisen Reklame
sie nennen es "Kojak" (für die Jüngeren unter uns... der glatzköpfige Fernsehdetektiv aus New York): Das "Liberation Monument of Maribor"
der Turm der Franziskaner Kirche spiegelt sich im modernen Maribor
der Eingang der Franziskaner Kirche
das Kirchenschiff, ich denke immer: Man könnte auch was anderes in solchen Räumen installieren: Von Hotels über Restaurants zu Badmintonhallen oder so... manchmal tut die erhabene Ruhe dieser Stätten als Pausenraum im hektischen Leben aber auch gut!
Zwei Türme? Sind die Franziskaner nicht für Bescheidenheit bekannt?
das Kirchenschiffdach, fast so schön wie die Sagrada Familia in Barçelona...
...während die alte Architektur überzeugt...
...ist der neue Baustil mindestens nicht mein Geschmack
Hier ging irgendwie ein "home" vergessen...😜
die Gebäude der medizinischen Fakultät der Universität von Maribor
die Drau, an diesem wunderbaren Dezembernachmittag, von ihrer schönsten Seite
B52? Muss ein Alkoholiker gewesen sein!:-) Und so ganz nebenbei, es gibt schönere Uferpromenaden
Hand auf's Herz: Wurden eine zeitlang moderne Architekten in Scheusslichkeit geschult??? So was am Rande der Altstadt!
allerdings ist die Stari Most (alte Brücke) auch nicht gerade eine Schönheit
die Altstadt, um 3 Uhr nachmittags vor Heiligabend wie ausgestorben
meiner Frau gefiel Maribor übrigens sehr gut
das Astoria, früher kein Kino, sondern eine geschichtsträchtige Kaverne und heute trendiges Restaurant, 788 likes on Facebook:-)
Kino Stürmer, kultischer Kulturraum von Maribor, was immer das heissen mag...
die Beiden hatten an Sabina sichtlich Freude
da wir keine richtigen Nikoläuse gesehen haben, verabschiedete sich meine Schwiegermutter bei einer Puppe persönlich, wobei sich der Echte (rechts) köstlich amüsierte...😂
wir warfen einen letzten Blick auf das doch einigermassen gelungene Universitätsgebäude neben der alten Brücke und machten uns ohne einen Weihnachtstrunk auf den Heimweg...
...nicht dass man uns noch in die Verliesse der alten Brücke werfen würde!

Verdauungsmarsch in Prevalje
ein Zeichen des Erkennens? Schliesslich schiesse ich jedes Jahr ein Foto von diesem stattlichen Bock!
oder winkt wenigstens die Gans mir zu?
...herzlich willkommen...
...komm her in meine Arme!...
...dann kommt er halt nicht... okay, etwas viel Interpretation der Gedanken einer Laufente, aber wer weiss?
auf den wenigen Strassen von Prevalje trifft man sich gerne zu einem Schwatz, obwohl, genau besehen, müsste ich das gerne wohl streichen 😜
ich hoffe, sie hat sich nicht aus Einsamkeit zwischen die Schienen gesetzt! Die dargebotene Hand
sie war jedenfalls ob der paar Streicheleinheiten höchst entzückt
Urslja Gora, der östlichste Berg der Karawanken, Prevalje zu seinen Füssen
an Weihnachten brannte der Himmel über der Kirche von Prevalje
er versengte beinahe den Petzen, den südlichsten Skiberg von Kärnten und brachte die Gleise beim Bahnhof Prevalje zum Glühen!
nachdem wir in den Wolken einen Teufelskopf entdeckten...
...wollte ich mich schnell vergewissern, ob in der Kirche noch alles beim Alten ist...
auf diese Krippe hat meine Frau schon in ihrer Kindheit gestarrt... also: Alles in Ordnung
Werbung für die Kirche mit einem Bild aus dem Antelope Canyon in Arizona (Bildschirm links), etwas dreist, schliesslich sind die Beschützer des Canyons Navajo-Indianer, früher vielgöttlich unterwegs und heute vielfach Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, kurz: Mormonen!
bitte ein Pils! Ich glaube, ich mache mich hier bei gottesfürchtigen Mitmenschen nicht gerade beliebt...!

bei Cousin Grega und Cousine Jasmina zu Besuch. Hoch über Ravne (Raune gesprochen), im Mittelpunkt des Bildes der Petzen, thronen sie in ihrem Landhaus (iPhone 8)
Grega ist Jäger, daher dürfen wir immer ein paar Schiessübungen veranstalten, ja, und das an Weihnachten! (iPhone 8)
die geschossenen Hasen nehmen wir dann tiefgekühlt in die Schweiz. Im Ernst: Ein Onkel von Sabina schlachtet immer zwei seiner Kaninchen (und jeder halbwegs Naturinteressierte hat den Fehler sicher schon lange bemerkt, oder? Hasen sind wilde Tiere und bis zu 6 Kilogramm schwer, Kaninchen höchstens zwei, aber verwandt sind sie). Wir nehmen die Kaninchen tiefgekühlt in die Schweiz, tauen sie wieder auf und lassen sie durch unsere Gedärme hoppeln! Ein schönes Geschenk von Onkel Toni! (iPhone 8)

Rückwärts: Auf der legendären A8, in der Nähe vom Chiemsee (Deutschland), bei der Brücke über die Tiroler Achen, herrschte um 3 Uhr fast schon Nacht
bei Irschenberg, fast weihnachtlich und ein Zeichen der Zeit:
"Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuss!"

so long guys!