14. Juni 2011

Hvar - eine Insel zum Vergessen

Hvar - die Lavendelinsel

SI TE NOSTI CUR SUPERBIS (wenn Du siehst wer Du bist, warum bist Du so eitel). Diesen Satz meisselte Petar Hektorovic in die Mauer seines Klos. Hektorovic, Poet und Universalgelehrter, der 1568 sein wichtigstes Buch "Fischerei und die Dialoge von Fischern" veröffentlichte. Für diese Schrift hat er Hvar das einzige Mal in seinem Leben verlassen: Um 3 Tage auf Fischerbooten zu verbringen. Leider habe ich das Buch nicht gelesen. Ist vielleicht ein Vorläufer von "der alte Mann und das Meer". Jedenfalls kann ich ihn gut verstehen. Wer will schon eine Insel verlassen, auf der die Geschichte lebendig ist und die vor Schönheit nur so strotzt? Vielleicht war es zu jener Zeit aber auch ein bisschen mühsamer und gefährlicher als heute.

Wir jedenfalls setzten in knapp 2 Stunden mit der Autofähre von Split nach Stari Grad über. Stari Grad bedeutet alte Stadt, nur gut, wurden nicht alle Städte aus dieser Zeit so benannt. Wir fuhren mit dem Auto die 15 km auf die andere Seite der Insel, nach Hvar. Die Altstadt ist autofrei, daher parkten wir auf einem kostenpflichtigen Parkplatz und schleppten unsere Taschen und Fotoausrüstung ins alte Städtchen. Vorbei an Fast Food Ständen, die in alten Gemäuern Pizza und Hamburger anbieten. Dann öffnet sich die Gasse zur Pijaca, dem Hauptplatz von Hvar. Umrahmt von alten Häusern, meist aus der Zeit der Renaissance. Ein Platz mit Restaurants, Bars und Cafés, auf dem sich die Touristen und Einheimischen Tag und Nacht treffen.

Nach ein paar hundert Metern erreichten wir unser Hotel, das Palace, ein wunderbarer Altbau, in dem man gebeten wird, nasse Kleider nicht zum Trocknen über den Balkon zu hängen, um das alte Gemäuer nicht zu verunstalten. Absolut verständlich.
 
Immer wieder staune ich über die schön gepflegten alten Städtchen in Kroatien. Die Menschen in Hvar leben wie in einem Freilichtmuseum, in dem noble Restaurants mit gutem Essen und einheimischen Wein, wie dem fast schwarzen Faros, die Touristen locken. Bars und  Esstempel säumen den alten Hafen und den Quai, an dem kleine, alte Kreuzfahrtschiffe anlegen und Taxiboote, die Besucher von den grossen Schiffen, die in der Bucht ankern, hin- und herfahren. Teure Privatyachten zeugen von der zunehmenden Beliebtheit der Insel bei Reichen und Prominenten. Und trotzdem sind die Preise im angenehmen Rahmen. Wer zu zweit mehr als 80 Euro liegen lässt, hat wohl beim Wein und den Digestifs mehr als nur zugeschlagen.

Hvar wurde schon in der Vorgeschichte von Jägern und Fischern besiedelt. Später stritten sich die Illyrer mit den Griechen um die strategisch wichtige Insel. Ihnen folgten die Römer, aber auch die Awaren und die Neretvaner besetzten die Stadt. Die Herren wechselten sich munter aus: Ob Venedig, Byzanz oder die Piraten aus Omis. Sogar Bauern und Bürger vertrieben im 16. Jahrhundert Reiche und Adlige. Immer wieder wurde die Stadt Opfer von Piraten. Es gab wohl auch ruhigere Zeiten, jedenfalls wurde 1612 in einem Dock am Hafen ein Theater gegründet, das heute als das älteste Schauspielhaus Europas gilt. In der jüngeren Geschichte gaben sich die Oesterreicher, Franzosen, wieder die Oesterreicher und die Italiener die Hand. 1922 fiel die Insel an das Königreich Jugoslawiens, um im April 1941 von Italienern beherrscht zu werden. Nach der Kapitulation von Italien 1943 hausierten kurze Zeit deutsche Verbände in Hvar, um 1944 von den Partisanen vertrieben zu werden. Bis 1991 gehörte es zu Jugoslawien und jetzt zu Kroatien. Möge das so bleiben, obwohl die Geschichte ja immer neu geschrieben wird.


Auch wir wollten für kurze Zeit die Gewässer rund um Hvar erobern und buchten einen Tagesausflug um die blaue Grotte und die Insel Vis zu sehen. Morgens um 9 fuhren wir gemächlich an den vielen Booten und zwischen den kleinen Insel vor Hvar hinaus auf die Adria. Nach 3 Stunden auf dem azurblauen Wasser erreichten wir die blaue Grotte. Gemäss Prospekt ein Weltnaturereignis. Tatsächlich ist die Einfahrt zur Höhle abenteuerlich. Wir wurden auf ein kleines Boot verladen, 2.50 breit und kaum einen Meter hoch. Unser Fahrer steuerte es auf ein lächerlich kleines Loch in einer Felswand zu. "Kopf runter" lautete der harsche Befehl und ein kleines Wellental ausnützend, drang das Boot links und rechts an die Wände schrammend ins Dunkel der Höhle ein. Wer den Befehl missachtet, dem wird die Höhle wohl zur Gruft! Das leuchtend blaue Wasser im Innern belohnt den Besucher vollends.

Ein kleiner Tipp. Im Preis von 380 Kunas pro Person ist auch ein Lunch inbegriffen. Wer aber nicht gerade völlig ausgehungert den Ausflug angeht, überlässt das Mahl lieber den Fischen. Schliesslich landet man um ca. 2 Uhr nachmittags in Komiza, einem herzigen Fischerdorf auf der Insel Vis, in dessen Nähe die Tito-Höhle liegt, von der aus er 1944 den Widerstand gegen die deutsche Besatzung organisiert haben soll. 2 Stunden Aufenthalt in Komiza würden für ein herrliches Mal in einem der vielen Restaurants reichen. Vis hat eine ähnliche Geschichte wie Hvar und war bis 1995 militärisches Sperrgebiet.

Unterdessen hatte die Bora aufgefrischt. Im Windschatten fuhren wir ein paar Seemeilen Vis entlang. Aber kaum waren wir auf offenem Meer, schlingerte der alte Kutter in 2 Meter hohen Wellentälern hin und her und auf und ab. Wir lagen auf dem Oberdeck in Liegestühlen, wie die meisten der anderen Gästen. An Gehen an Bord war kaum mehr zu denken. Die Stühle rutschten auf dem nassen Deck hin und her und verzweifelt klammerten sich die meisten an die Reeling. Eine grosse Welle hatte der Kapitän perfekt erwischt. Die Gischt ergoss sich in Sekundenschnelle über uns. Klatschnass rappelten und krochen wir auf das untere Deck, das von Plastikplanen etwas geschützt wurde. Nur noch 2 Stunden bis Hvar! Der Kapitän kreuzte gegen die Wellen und den Wind um dann wieder Vorwind die Richtung zu halten. Sabina aus dem Zürcher Oberland hielt sich tapfer, aber einige der Mitreisenden klammerten sich verzweifelt an die Tische. Ihre Knöchel so weiss, wie ihr Gesicht. Ich will hier nicht den Helden markieren, aber als alter Seebueb vom Zürisee... mir hat's gefallen.

Am nächsten Tag wollten wir die Buchten und Landschaft der Insel erkunden. Vor allem die Lavendelfelder wollten wir vor die Linse bekommen. Schliesslich sei Hvar im Juni von diesen violetten Blüten wie von einem Teppich überzogen. Leider konnte uns niemand so recht sagen, wo diese Felder liegen. Nicht einmal der alte Verkäufer in einer Gasse von Hvar, dessen Familie einmal 1700 Stauden besass, die aber von einem Feuer vernichtet wurden. Von ihm erfuhren wir auch, dass die Parfumindustrie von Grasse in vergangenen Tagen Lavendel aus Hvar kaufte, die Qualität sei einmalig. Sabina erfuhr auch, dass er wenig für die Regierung und Vorschriften übrig hatte und so manches mehr. Ich konnte endlich einmal eine Viertelstunde in den Gassen fotografieren, ohne den Atem von Sabina im Nacken zu spüren und ohne unsere Objektive zu kreuzen...:-) Gefunden haben wir sie leider nicht, aber immerhin ein paar Büsche in der Wildnis der Insel.

Hvar lebt vom Tourismus, selbstversorgender Landwirtschaft (das Beef von der Insel war perfekt), dem Anbau von Lavendel (mit dem Wissen von heute würden wir ihn finden), dem Wein und Oliven. Ja, eine Insel, auf der man den Rest der Welt glatt vergessen könnte. Aber nicht nur Weinliebhaber, Gourmets, Segler, Surfer und Kreuzfahrer kommen auf ihre Kosten, auch wer das Tanzbein schwingen oder ohne Textilien in einer Bucht oder auf einer Insel liegen will, ist hier richtig.

Aber nach vier Nächten in Hvar wurde eine weitere Inschrift von Petar Hektorovic wahr: "HEU FUGIUNT FLUXU NON REDEUNTE DIES (Oh, weh, wie auf Nimmerwiedersehen die Tage dahinfliehen)! 


So einfach wollte die Insel uns aber nicht gehen lassen. In Kroatien ist beim Autofahren Licht am Tag Pflicht und auch in diesen modernen Tagen übersteht eine Autobatterie 14 Stunden bei eingeschaltetem Licht nicht. Selbstredend war es auch Sonntag und wieder einmal wurde ein Vorurteil etwas fester in den Stein gemeisselt. Der Südländer ist hilfsbereit, höflich und fröhlich, aber nur wenn es ihm passt. So verwies uns der Parkplatzwächter an die Garage, der Garageninhaber auf Montag, der Scooterverleiher wollte uns einen Scooter leihen und war von seiner Idee so begeistert, dass er verhindern wollte, dass wir noch einen Taxifahrer um Rat baten. Mit dessen Kabeln und der Hilfe von einem Franzosen, der neben uns geparkt hatte und 20 Minuten selbstlos auf uns wartete, starteten wir doch noch Richtung Split durch.


Ausfahrt aus dem Hafen von Split


Die Pijaca, der Hauptplatz von Hvar



Das Hotel


 room with a view

Häuserfronten an der Pijaca




in den Gassen von Hvar








Hafen und Promenade von Hvar












Auf grosser Fahrt





die weltberühmte blaue Grotte

das Seil ist 1.50m hoch, hinten die Einfahrt

Hafen und Szenen aus Vis













der Kutter


doch ein paar Lavendel





die lustigen Seemänner mit Goldkante
Freunde von mir
Batmans Freunde sind auch meine Freunde
die Katzen, Vögel und Hunde von Hvar
 ein "Flat" wahrscheinlich :-)




meine Lieblingsbilder (vor der Galerie eines Fotografen)



Bald vor Split



Adria, ich komme!
Hvar, ein Feuerwerk der Gefühle

so long guys

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hochinteressant und Ihr wollt immer noch in die Staaten fliegen????

Anonym hat gesagt…

auf die grosse gefahr hin, dass ich mich wiederhole... *hüstel* :-) spannender bericht, coole aufnahmen! eine wundervolle, abwechslungsreiche und mir bis dato gänzlich unbekannte gegend. horizonterweiterung geglückt! lg - andrea und familie

Gerold Guggenbuehl hat gesagt…

Andrea, solche Kommentare kann man immer und immer wieder lesen!:-)

Unknown hat gesagt…

Wie kam ich eigentlich auf diese Seite? Ich habe mittendrin angefangen zu lesen und war so gefesselt, dass ich nicht mehr davon loskam..... auch wenn es 'nur' in meinem Kopf entstand , habe ich ein Bild von Hvar :) ...

Gerold Guggenbuehl hat gesagt…

unknown, danke Dir!