Himmlische Rettung
Es ist frühmorgens, Sonntag, der 9. Mai 2021. (Beginnen nicht die meisten Aktenzeichen XY-Fälle so?) Nach einer herrlichen Fototour in den frühen Morgenstunden stand Sabina in der Limmatbäckerei und ich mit einem wartenden Kunden vor dem Ladenlokal. Da stürmte ein Maskierter mit Baseball Cap an uns vorbei. (Vor zwei Jahren hätte die Geschichte selbstverständlich eine komplett andere Richtung genommen.) Der musste ja mächtig Kohldampf haben und auf meine Frage, ob er das ernst meine, schrie er etwas hektisch: "Ja, 11 Entchen sind vom Hausdach gefallen!" und verlangte nach Plastikhandschuhen. Grund genug, mich an seine Fersen zu heften. (Vielleicht ist jemandem aufgefallen, dass ich in den letzten paar Monaten vor allem Vögel fotografiere...😏) Ich sah eine Menge Leute, die links und rechts der Abschrankungen einer Baugrube der Limmattalbahn Spalier standen. In der Grube sass eine Entenmutter mit ein paar Küken fest, die noch hektischer als der Bäckerräuber zwischen Baumaschinen, Schaufeln und Zuschauern mit Hunden einen Ausweg suchte.
Plötzlich stoppte der Maskierte: "Bist Du nicht der Guggi?" (mein Nickname auf Instagram). "Ich like Deine Bilder immer... die sind geil. Ich bin der Pfarrer von Dietikon!" Da ich nicht darauf achte, wer meine Fotos "liked", wusste ich nicht, dass sogar das reformierte Oberhaupt von Dietikon an meinen Bildern Freude hat. Der Herr Pfarrer brachte nun mit seinen Plastikhandschuhen die restlichen, hilflos umherirrenden Küken zurück zur Gruppe. Die Entenmutter führte anschliessend alle (Küken, Pfarrer, Sabina, mich und ein paar andere) über einen Schleichweg an die Reppisch. Gemäss einem Ansässigen tut sie das jedes Jahr! Aber gut für die Küken, waren wir dabei. Denn auf dem Weg wurde eine Katze auf die kleinen Entchen aufmerksam. Aber die hatte nicht mit dem Pfarrer gerechnet. Der bellte das Raubtier in bestem Hundegekläff vom Platz. Der bellende Pfarrer von Dietikon! Sachen gibt's!!
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Die Entenmutter verrannte sich mit ihren Jungen in einen Garten ohne Ausweg. Kurzerhand packten wir die Küken in eine Kartonschachtel, während die Mutter 15 Meter tiefer in der Reppisch nach ihren Jungen rief. Mit der Schachtel und 11 Küken sprang ich über eine 3 Meter hohe Mauer (verzeiht mir die Uebertreibung), hangelte mich den steilen Abhang hinunter und schubste die Kinder in die Reppisch. Glücklich vereint entschwand die Familie unseren Blicken. Und ich genoss den Applaus der nicht wenigen Zuschauer...!
Ente gut, alles gut!
Aber als ich wenig später die Foto studierte, die ich von der Familie geschossen hatte, stockte mir der Atem:
Es waren 12 Küken! Sabina und ich suchten den ganzen Weg nochmals ab und während wir der Reppisch entlang liefen, entdeckten wir wunderbar idyllisch gelegene Häuser und Terrassen mitten in Dietikon, das wohl nie den Preis der schönsten Stadt der Schweiz erhalten wird, aber keine Küken. Zuletzt kann ich nur noch hoffen, dass wir uns verzählt haben!Trotzdem: Herzlichen Dank dem Pfarrer Matthias Wetter für seinen tollen Einsatz.
Schwanenschlüpfen
Viel grössere Beachtung als unsere Rettungsaktion bekam das Schwanenpaar, das seit dem 31. März ihre Eier ein paar Meter neben der Route 66 (Fahrradweg Baden-Zürich) und bestens einsehbar für jeden Passanten ausbrüteten. Normalerweise schlüpfen die Küken zwischen dem 34. und 36. Tag, aber am 8. Mai, 39 Tage später, waren immer noch alle elf Eier ganz. Am Muttertag war es soweit, ein Küken streckte den Kopf unter dem Flügel der Mutter hervor. Immerhin eines hatte es geschafft. Und es folgten den ganzen Sonntag und Montag noch 9 weitere. Zwischendurch wurde das Nest zu einem kleinen Wallfahrtsort. Wunderschöne Bilder boten sich den Anwesenden und sogar der Limmattaler berichtete über das erfolgreiche Schwanenpaar. Die werden uns noch viel Freude bereiten! Was allerdings zwei Tage später schon wieder relativiert wurde. Am 20. Mai waren es nur noch 5 Jungschwäne, eines lag tot im Nest, von den vier anderen keine Spur mehr.
Skrupellose Betrüger
Keine Freude hatte ich am Donnerstag, den 13. Mai. Seit Jahren schauen Sabina und ich wenn immer möglich Aktenzeichen XY. Am Mittwochabend wurde das Verbrechen an einer alten Frau gezeigt, von falschen Polizisten, die ihr weismachten, Einbrecher hätten es auf ihre Wertsachen abgesehen und den Gaunern über 3 Wochen (!) alles Ersparte anvertraute. 400'000 Euro! Aus Angst, sie würde laufende Ermittlungen gefährden.
Die ganze Geschichte von Aktenzeichen XY auf diesem Link (nicht mehr auffindbar)
Als am nächsten Abend gegen 22 Uhr die Nummer meiner Mutter auf meinem Handy aufleuchtete, ahnte ich nichts Böses. "Gerold, stell' Dir vor, soeben hat mich die Kantonspolizei angerufen, es seien 3 Einbrecher in meinem Dorf unterwegs, einen hätten sie geschnappt und bei ihm ein Notizbuch gefunden und darin sei meine Adresse gross angekreuzt. Ob ich Bargeld, Wertsachen oder einen Tresor im Haus habe...!"
Haargenau die gleiche Masche, wie am Abend zuvor in XY! Es war gar nicht so einfach, meiner Mutter klar zu machen, dass die Anrufer Betrüger waren. Wer in seinem Bekanntenkreis ältere Menschen kennt, die bitte ich, diese Personen auf solche Machenschaften hinzuweisen. Kein Polizist wird jemals Wertsachen von Bürgern in Sicherheit bringen wollen!
Neues Rohr - Objektivkauf hat sich gelohnt
Nachdem mir auch von einer fremden Passantin bestätigt wurde, dass ich nicht gut bestückt sei (was die Vogelfotografie angeht) und ich das selber auch weiss, habe ich mir ein Sigma 150-600mm Sports für CHF 1'500.-- gekauft. Die Kommentare von Testpersonen überschlugen sich vor Superlativen. Für einmal völlig zu recht. Es ist zwar 3 kg schwer und an der Grenze zum aus der Hand schiessen, aber da die Fitnesscenter wieder offen sind, trainiere ich gezielt für das ruhig Halten meines neuen Equipments. Das sieht vielleicht etwas komisch aus, aber bald wird diese Uebung in den Trainingslehren Eingang finden. Ich kann kräftigen Fotografen das Objektiv bestens empfehlen. Allerdings kommen jetzt Passantinnen auf mich zu und meinen: "Du bist ja mit einem Riesenrohr unterwegs." Ich kann Sabina beim besten Gewissen versichern, dass sie das Objektiv meinen!😏

Es gibt noch andere Tiere in unserem Naturparadies. Die Nilgans etwa: Eigentlich in Afrika heimisch, büxten ein paar aus einer Zucht in den Niederlanden aus und besiedeln seitdem langsam den Rhein und seine Nebenflüsse. Bis an die Nötzliwiese von Dietikon. Wenn auch nicht heimisch, trotzdem ein wundervoller Vogel, der allerdings die hiesige Fauna aufmischt! Es gibt Leute, die möchten die Nilgans abschiessen. Ich denke, der Mensch sollte sich nicht immer einmischen.

er legt sich mächtig ins Zeug, was seiner 12-jährigen Tochter Rhiana, die ihn manchmal begleitet, etwas peinlich ist😏
da ist es sogar einfacher, ein frisch geschlüpftes Schwanenbaby zu fotografieren
11 Kommentare:
Sehr gute Bilder und entsprechenden Text - auch der Humor kommt gut herüber.
Einfach toll mit was für einer Leidenschaft und mit welchem Humor du diese Geschichte verfasst hast. Und die wunderschönen, faszinierenden Bilder. Und das alles in unserem nächsten Umfeld. Da wird einem bewusst, wie blind wir manchmal durch die Gegend stressen. Bravo. Amélie
Was für ein toller Bericht 💕 und eines meiner Lieblingsfotos ist tatsächlich von Sabina Guggenbuehl 🤩
Danke lieber Gerold Guggenbuehl, dass du uns täglich mit so tollen Bildern aus der Natur beglückst, zu verschiedenen Stunden 🥰 ich freue mich täglich darüber 😍 und manchmal staune ich tatsächlich darüber, wie früh du bei Wind und Wetter vor Ort bist 😉.
... nachdenklich macht mich aber auch die Geschichte ... XY und deine Mutter 🤔... Damaris
Sensationell geschrieben und die Fotos von einem anderen Stern! Thanks a lot; Motivation pur für mich, noch mehr davon erleben zu dürfen .... 😜👍🏻👍🏻👍🏻 Iggy
blog umwerfend, Regula
Lieber Gerold
Einfach sensationelle Bilder mit lebendigen, ergreifenden Geschichten und Kommentaren.
Du zeigst uns das wirkliche Leben all der Wasservögel in einer einmaligen und lehrreichen Form.
Dafür danken wir Dir und freuen uns schon auf die nächsten Bilder.
Liebi Grüess
Sepp und Helene
Einfach Super! Gestochen scharf, perfekte Perspektiven. Und dazu lustige Geschichten!
I love it Guggi!
LG Frank
Wie immer, fantastisch in Bild und Worten!!!
Hab einen entspannten Pfingstmontag und eine tolle Woch.
LG Klaus
es macht immer wieder Spass Deine Bilder und Kommentare anzuschauen respektive zu lesen... Karl
Hallo Guggi
Sehr unterhaltsam Dein Mai Blog und die Bilder einfach traumhaft.
LG Harry
vielen Dank für all die netten Kommentare, das spornt mich an, noch besser zu werden... liebe Grüsse Guggi
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