Autokauf als Tourist USA

Stand Oktober 2013. Um es vorweg zu sagen: Als Tourist ist es nicht möglich, ein Auto zu kaufen und zu registrieren (auch nicht mit einem 6-Monate-Visum). Man kann aber als Tourist selbstverständlich ein Auto kaufen und exportieren. Aber: Entweder man besitzt eine Green Card oder sonst ein langjähriges Visum (Investorenvisum z.B.) oder ein Studentenvisum, dann ist ein Autokauf kein Problem. Für eine Registrierung braucht man eine "permanent adress". Viele Touristen geben eine Adresse von Freunden oder Verwandten an. Dies ist aber illegal, da man erstens gar keinen permanenten Status hat und auch nicht offiziell angemeldet ist (z.B. beim Elektrizitätswerk oder ähnlichem). Das Problem ist, dass man 6-Punkte zur Verifizierung erfüllen muss: http://dmv.ny.gov/forms/id44.pdf

Da man eine Registrierung illegal beginnt, wird wohl auch bei einem Versicherungsfall jede Versicherung eine Deckung eines Schadens ablehnen. Tatsächlich ist es aber möglich, trotzdem eine Registrierung zu erhalten, eben, wenn man mit der "permanent Adress" (inkl. Rechnung von einem staatlichen Anbieter, wie Elekretitätswerk) schwindelt. Ich würde es aber nicht auf ein Verfahren gegen US-Versicherer ankommen lassen. Ebenfalls kann kein Kollege mit permanenter Adresse den Kauf übernehmen. Er gilt von der Versicherung als Halter und wird als erster von einer Versicherung zur Kasse gebeten. Ich habe einzig von der Möglichkeit gehört, mit temporärer Adresse in Wyoming den Wagen zu registrieren, habe dies aber nicht verifizieren können.

Es gibt lediglich die Möglichkeit, in Canada ein Auto zu kaufen. Dort kann man es legal registrieren lassen (mit einem temporary Status) und ohne Probleme durch die USA fahren. Viel Spass!

Hier unsere Erfahrung:
(nach dem Kauf eines Occasions-Tahoe für 9500 USD bei einer offiziellen Chevrolet-Garage in New Jersey und dem Warten auf den Title)

Die 500 Meilen zurück, zuerst in heftigem Gewitter und dann bei immer schöner werdendem Wetter, verliefen für einmal ohne Staus. Eine Seltenheit auf den Highways der Ostküste. Bis kurz vor der George Washington Bridge in New York. Im Schritttempo legten wir die paar  letzten Meilen auf den aufgerissenen Strassen und unter den rostigen Autobahnbrücken der Zubringer zurück. Draussen die klamme Hitze und der Lärm der amerikanischen Trucks.  Ich wischte mir eine Schweissperle von der Stirne und stellte die Lüftung auf mich. Noch wärmere Luft liess mich noch mehr schwitzen, aber auch die Erkenntnis, dass die Klimaanlage ausgestiegen war. Eine erste Schwäche unseres alten Tahoes.

Den Kompressor ersetzte Richard in einer der zahllosen schmutzigen Autoflickhütten, die die Strassen von Amerika säumen, für 550 USD plus 38 USD Taxes. Ob der Staat die 38 Bucks je sehen wird? Denn Richard, ein Asiate, den ich beim Beten in seinem Büro gestört hatte, wollte den Betrag „cash“ und setzte sich auf die Lückbank, um uns zum nächsten ATM (Geldautomaten) zu lotsen. „Make a light“ verstand ich nicht auf’s erste Mal, aber Richard folgte nur einer gewissen Logik, schliesslich sagt man ja auch nicht „make a reft“. Wie Richard aber seinen Namen bei den Behörden buchstabiert, wird mir ein Rätsel bleiben.

In East Rutherford, New Jersey, hatten wir ein Hotel gebucht. Zweimal noch fuhren wir nach Manhattan um Thomas zu treffen, einmal mit Leuten aus seiner Crew und Urs, dem Surfer aus der Schweiz, und einmal mit Richard, meinem Freund, der 2 Jahre in New Jersey gewohnt hat. Mit dem Path (Zug) ist man unglaublich schnell mitten in Manhattan, man könnte aber auch die Ferry (Fähre) nehmen, allemal schneller als mit dem Auto durch die Tunnels.

Eigentlich wollten wir schon lange Richtung Westen unterwegs sein. Massachusetts und Maine waren nicht geplant gewesen. So verglich uns Thomas mit Tom Hanks aus dem Film mit dem Typen im Flughafen von New York. „Ihr kommt hier einfach nicht weg...“ Ja, ein ganz LustigerJ

Den Title holten wir ab und fuhren ins DMV (Strassenverkehrsamt) von Lodi, NJ, um unseren Wagen zu registrieren. Da wussten wir noch nicht, wie nah Thomas der Wahrheit mit seinem Spruch kam. Nach gut einer Stunde warten, erklärte uns eine Beamtin, dass wir das Auto mit einem B2 Visa nicht registrieren könnten. Nur wer ein Jahr in New Jersey bleiben kann, dürfe registrieren. Ich glaube schon lange nicht mehr den Auskünften einer einzelnen Person und so fuhren wir 20 Meilen südwärts in ein kleineres Office des DMV, um die selbe  Auskunft zu erhalten.

Im Internet kamen wir zu wenig mehr Informationen und glaubten, dass man mit einer „permant adress“ in New York den Wagen registrieren kann. In New York (nach 2 Stunden warten) erfüllten wir aber die 6 Punkte Regelung zur Identifikation nicht (CH-Pass mit I94 Form, bzw. B2 Visa = 3 Punkte, Bankkonto = 1 Punkt, die fehlenden zwei Punkte müssten mit einem amerikanischen Dokument erreicht werden). Langsam ahnte ich, dass wir in eine unangenehme Geschichte schlitterten.

Wir hatten noch gut eine Woche bis unsere „temporary registration“ ablaufen würde. Wir versuchten uns über die Zulassung in den Nachbarstaaten zu informieren. Ein Afro-Amerikaner in der Lobby unseres Hotels bekam mit, was uns beschäftigte und riet uns nach Mississippi zu fahren. In seiner Heimat könne jeder einen Wagen registrieren, vorausgesetzt, er verfüge über einen Title. Keine Stunde später sassen wir im Auto und fuhren Richtung Mississippi. Sicher nicht. Wir riefen vorher an. Aber auch Mississippi besteht mittlerweile auf der 6-Punkte Regelung.

Wir zogen in Betracht, nach Kalifornien zu fahren (2500 Meilen) allerdings mit der Unsicherheit, dass unser Auto nicht angenommen würde. Kalifornien besteht auf viel strengeren Abgasregeln als die anderen 49 Staaten. So werden die meisten Autos in den USA für diese Staaten gebaut, nur für den Verkauf in Kalifornien werden die Wagen angepasst. Und viele ältere Modelle sind nicht umbaufähig.

Meine Anrufe bei unserem Verkäufer und meine e-mails blieben unbeantwortet.

Alle Abklärungen ergaben stets das selbe Ergebnis. Ohne Green Card , Studenten-Visa oder Driver License aus den Staaten, keine Chance auf eine Registrierung.

Da wir nicht damit rechneten, dass unser Verkäufer das Auto zurücknehmen würde, wollten wir es verkaufen. René, ein Italo-Amerikaner, Inhaber einer der zahlreichen Used-Cars Dealer, hätte uns auch ein Angebot gemacht, wenn wir denn im Besitz eines auf uns registrierten Titles gewesen wären. Tatsächlich hatte der Verkäufer nicht wie versprochen den Title auf uns umgeschrieben, sondern nur meinen Namen von Hand auf der Hinterseite als Käufer eingetragen. René meinte, dass wir ohne 6-Punkte ID auch keinen Title erhalten würden, somit sässen wir auf einem Wagen, der zwar uns gehört, den wir aber weder fahren, noch verkaufen konnten. Seine Frau jedoch meinte, dass wir den Title umschreiben lassen könnten, aber nicht registrieren. Typisch für die Auskünfte in diesem Land. In diesem Fall hatte René recht. Das DMV verweigerte die Ueberschreibung.

Am nächsten Tag standen wir nach fast 4 Wochen wieder beim Ford-Vertreter in Somerville, der uns das Auto verkauft hatte. Nicht ohne Furcht, dass wir auch noch beschuldigt würden, illegal ein Auto gekauft zu haben und noch schlimmer, illegal eines verkaufen zu wollen... Thomas wird in 5 Jahren zurück in die Schweiz gezogen sein, wir würden immer noch versuchen, unsere Unschuld zu beweisen!

Ganz so schlimm kam es nicht. Nach einigen Beratungen mit und ohne uns, machten sie uns den Vorschlag, den Wagen für USD 5900 zurück zu kaufen. Wir wollten dem Nightmare ein Ende bereiten, ein Lawsuit (Gerichtsfall) würde sich laut Online-Lawyer über ein Jahr hinziehen, und es war schon gar nicht sicher, ob nicht wir schuldig gesprochen würden. Tatsächlich machten wir den Kardinalsfehler, uns nicht vorher zu erkundigen, ob eine Registrierung möglich ist. Aber wer tut das schon, wenn er ein Jahr zuvor das selbe in einem anderen Kanton des Landes ohne Probleme machen konnte?

3600 USD hat uns das kurze Vergnügen gekostet, dafür kann der nächste Besitzer auf einen brandneuen Kompressor zählen.

So aber zementierten sich wieder einmal Vorurteile, nicht nur auf Amerika bezogen:

Autoverkäufer sind Gauner
Beamte sind schnippisch und das Gegenteil von hilfsbereit
Auf das Wort von anderen ist kein Verlass
Reisende informieren sich zu wenig

Wir mussten unseren Weg mit einem Mietauto fortsetzen. Allerdings machte das Ganze nicht nur unserem Budget zu schaffen, ebenfalls unseren Plänen, müssen wir den Wagen doch wieder nach New Jersey zurückbringen, andernfalls würden wir pro Meile einen USD Rückführungsgebühr zahlen. So haben wir beschlossen, gar keine Pläne mehr zu machen: Erstens ändern wir sie früher oder später selber und wenn nicht, das Schicksal...

So long guys

Link zu 6-Punkte Identifikation, nach unserem Wissen für fast alle Staaten gültig, ausser vielleicht Kalifornien und gemäss einem e-mail von einem Freund, im Staat Washington, dort sei es nach wie vor möglich, als Schweizer einen Wagen zu erwerben. Für Leute mit Studenten- oder Arbeitsvisa sieht die Sache im Uebrigen ganz anders aus.
http://dmv.ny.gov/forms/id44.pdf

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