16. Oktober 2010

Del Rio, Texas - Von Schlüsseln, Schusseln und netten Menschen

wunderschön!

„Happiness is Del Rio in my rearview mirror...“ Ganz so tragisch war es nicht, aber wir verbrachten wieder einmal mehr Tage an einem Ort als beabsichtigt. Del Rio hat sicher seine schönen, nun, das ist jetzt recht schwierig zu schreiben, also Del Rio hat, nein, ich meine, muss sicher auch... ich bring es einfach nicht zu Papier. Jedenfalls hätten es noch ein paar Tage mehr sein können, hätte mich der Skorpion erwischt, der sich unter dem Stein befand, den ich aufhob. Aber auch ein paar weniger, wenn ich nicht unbedingt den Sonnenuntergang, 16 Meilen ausserhalb Del Rios, auf dem menschenleeren Highway 90, nochmals fotografiert hätte. Dann wäre der Schlüssel nicht im Auto liegen geblieben, noch wären wir beide nur mit Fotoapparat aber ohne Handy, Wasser und all dem anderen Zeugs im Wagen, vor verschlossenen Türen gestanden. Solche Sachen passieren meistens auch an einem Montagmorgen, an einem wunderschönen Ort, mit geöffneten Autowerkstätten und per Zufall gerade in dem Moment vorbeifahrenden, hilfsbereiten Polizisten. Bei uns war es Freitagabend und in Del Rio. So packte ich den Stein und schleuderte ihn durch’s hintere Fenster. Der sich fünf Minuten später nach unserem Befinden erkundigenden Polizeipatrouille konnte ich offen und ehrlich sagen, dass wir kein Problem haben, aber wahrscheinlich statt am Samstag, erst am Mittwoch weiter nach South Padre Island ziehen würden, wenn es sie denn interessiert hätte.

„730 and more“ heisst mein Blog. Dass aber 730 USD die Offerte der Chevrolet Garage für das Ersetzen des Fensters war und das ohne Arbeit, also „and more“, hätte ich nicht mal im Traum befürchtet. Der Discount Glas Händler hat’s für 200 gerichtet. Das Budget wäre also nicht gross belastet worden, hätte sich der Riemen meiner geliebten Kamera nicht am Sitz verfangen und wäre der Apparat nicht auf den Boden geknallt. Das neue Objektiv wird mich an die Tausend kosten. 

Vis-à-vis des thailändischen Glasers liessen wir uns dafür für je 40 USD die Haare schneiden. Diamond, unsere Coiffeuse, wollte Sabina unbedingt einen Strauss von Gewürzpflanzen schenken. Sie raste über Mittag heim und sammelte in ihrem Garten eine schöne Auswahl. Am Nachmittag schauten wir nochmals bei ihr vorbei. Sie wartete schon auf uns, ihr Bouquet strahlend präsentierend.

Und einmal mehr haben wir nette Amerikaner kennengelernt, wie Mike, den Inhaber des Broke Mill Campgrounds. Wirklich hilfsbereit, auch wenn wir alles ohne ihn lösen konnten. Ein Texaner wie aus dem Bilderbuch, Cowboy-Boots, Jeans, den Gürtel eng geschnallt, weisses Hemd und Stetson und einem alten Hund namens Tato, der ihm auf Schritt und Tritt überall hin folgte. Nie sahen wir ihn anders gekleidet, ausser an einem Morgen, ohne Hut, Jeans und Boots, in Kleidern, die wohl nicht ihm gehörten. Seit diesem Tag bewohnte er einen Wohnwagen auf dem Campground nahe des Einganges. Ein kleines Familiendrama. Nun, mir war schon in den ersten Tagen aufgefallen, dass etwas gar viele Frauen im Büro Dienst versahen. Ich tippe auf die hübsche, junge und fröhliche Mexikanerin... Immerhin, Tato hielt tapfer zu ihm.

Vor Mexiko warnten uns alle eindringlich. Eigentlich wollten wir in Laredo, Texas einen Zwischenhalt auf unserer Fahrt nach South Padre Island einlegen. Laredo wirbt auf den Fotos mit der Gemütlichkeit einer lahmgelegten Industriestadt. Die mexikanische Seite muss ein heisses Pflaster sein. Nicht weniger als 72 Amerikaner sind im Grenzgebiet in letzter Zeit verschleppt worden, von zwei Dutzend hat man bis heute nichts mehr gehört. Die anderen hatten Verwandte, die das Lösegeld gezahlt haben.

Daher beschlossen wir, die 403 Meilen nach South Padre Island in einem Stück zu fahren. Die ganze Fahrt war eintönig, durch Macchia ähnliches Gebiet und vereinzelt durch Dörfer, die in der Zeit stehen geblieben sind.

Erst in Küstennähe wurde die Gegend wieder interessanter. Wie eine riesengrosse Camarque. South Padre Island ist ein Klon von Miami Beach. Padre Island ist die längste Sandbank-Insel der Welt. Sie zieht sich über 200 Meilen bis nach Corpus Cristi, nur einmal durch einen künstlichen Kanal getrennt. Im Süden verbindet der Queen Isabella Causeway den Küstenort Port Isabel mit South Padre Island. Fast identisch mit den Brücken in Miami. 

Die Strände sind herrlich. Das Wasser mit 24 und die Luft mit 30 Grad angenehm warm. Wir sind völlig ausser Saison hier. Viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Bis im März soll es so bleiben, dann fallen die Teenager in den Spring Breaks über SPI her. Warum Europäer selten hier hin finden, ist mir ein Rätsel. Es sind fischreiche Gewässer, das ganze Angebot an Jet Ski, Parasailing, Dolphin Watching und vielen weiteren Attraktionen steht. SPI ist mit 1800 Einwohnern keine Stadt und nach ca. 10 Meilen endet die Inselstrasse. Von da an kann man zu Pferd, mit ATV oder am Besten zu Fuss die Insel erkunden. Nur im Dezember, Januar und Februar fallen die Höchsttemperaturen unter 20 Grad. Mit der Klimaerwärmung wird sich auch das ändern. Aber wie sagt ein Freund von mir immer: „Was soll das Geschwätz mit der Erwärmung, das verlängert mir höchstens die Töffsaison...“


Mit Cesar und Janina vom Campground in Salt Lake City halten wir per e-mail Kontakt. Sie machen ja eine ähnliche Reise wie wir. Ausser dass ihr Hobby Appartements kaufen, renovieren und verkaufen ist. Auch sonst scheinen mir da ein paar kleine Unterschiede zu sein...

Der besagte Sonnenuntergang
Ist doch nur ein Fenster, Sabi
...
Lake Amistad, Recreational Area von Del Rio
Spur 724 führt direkt in den See, street walking im Lake
Ein riesengrosser Stausee
der hat sich auch "never give up" gesagt...
Hausboot im Hafen
könnte auch in Kroatien sein, der Stausee nahe Del Rio
Südstaaten-Herrschaftshaus
Blick von Port Isabel nach South Padre Island
SPI hat auch wilde Seiten
aber wenig Leute am Strand
das neue Miami Beach
Sunset vom Campground
Der Sonnenkönig
die Sonnenkönigin

Cesars Car
our Beauty
Cesars Palace
our living room
Cesars Hairdressers
my Hairdresser



so long guys or

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey, Sonnenbilder sind der absolute Hammer!
Das mit dem "my hairdresser" muss ich zuerst verarbeiten...
Ein "Regen-5Grad-am Sonntag-Gruss" vom Coifför

Anonym hat gesagt…

oh weia... was sonnenkönige -und königinnen so aushalten müssen. nun gut, was ist so eine dämliche autoscheibe gegen die güldene kugel die licht und wärme, romantische abende etc. verspricht? da muss man(n) prioritäten setzen. besten dank für die tollen bilder, den aufklärenden bericht und ich bin mir sicher, dass der coifför sich schon wieder vom "schock" erholt hat... mehr als seelenpflege war beim lausigen sonntagwetter nämlich nicht wirklich angebracht/angesagt. liebe grüsse, andrea

Anonym hat gesagt…

ja, ich habe über 6 Monate auf Deinen Besuch gewartet, Coifför! War dann eine spontane Entscheidung, ist mir aber schwer gefallen!:-) Hey, romantische Abende gibt es in dieser Jahreszeit am Kaminfeuer...
take care Guggi

Anonym hat gesagt…

H a p p y B i r t h d a y !!!!!


von Kari und Hanni

Anonym hat gesagt…

vielen Dank, Kari und Hanni, ein Kommentar hier macht mich immer glücklich:-) bis bald Guggi